Multimediale Reise in die Unendlichkeit

Einzigartiges Gesprächskonzert verbindet klassische Meisterwerke mit fantastischen
Bildern und anregenden Texten

Gütersloh (gpr.) Begleitet von rasanten klassischen Tönen nähert sich die Sonde der Marsoberfläche. Auf der Leinwand sehen die Zuschauer, wie sich die Bremsfallschirme der Sonde öffnen. Sekunden später schlägt sie auf der Oberfläche des roten Planeten auf – die  Musik schlägt zum Stimmungswechsel ruhige, friedliche Töne an. Was klingt wie ein Science-Fiction-Film mit klassischem Soundtrack ist vielmehr ein Auszug aus dem Gesprächskonzert am Mittwochabend in der Aula der Volkshochschule Gütersloh.

Reise in die UnendlichkeitGemeinsam mit der Hochschule für Musik in Detmold und der Anne-Frank-Gesamtschule Gütersloh hat die VHS Gütersloh ein einzigartiges multimediales Projekt entwickelt. Das Gesprächskonzept zum Thema ‚Reise in die Unendlichkeit‘ setzt sich aus drei künstlerischen Elementen zusammen. Auf der Leinwand sahen die mehr als hundert Zuschauer verschiedene Filmsequenzen rund um das Thema Weltall und Raumfahrt. Die Kamera fliegt über grüne Amazonas-Gebiete und arktische Weiten, sie begleitet den Start eines Space Shuttles am Cape Canaveral, sie zeigt die Reise der Marssonde in die scheinbare Unendlichkeit des Alls und ihre Landung auf der Oberfläche des Mars.

Musikalisch begleitet werden diese Sequenzen von Prof. Piotr Oczkowski, preisgekrönter Pianist und Lehrender an der Hochschule für Musik Detmold. Chopin, Bach, Ginastera – Oczkowski begleitet die einzelnen Abschnitte des Films jeweils mit Meisterwerken der klassischen Musik. Je nach Stück und im Zusammenspiel mit dem Bild erzeugen die Klänge ganz verschiedene Emotionen beim Zuschauer. Ist der Landeanflug auf den Mars noch rasant und gefährlich untermalt, so schwenkt die Stimmung der Musik schnell um und begleitet die Marssonde fast schon friedlich bei ihrer einsamen Reise auf der Oberfläche des Mars.

Der Film ist in Kapitel unterteilt. Bei Beginn eines neuen Kapitels kommt das dritte künstlerische Element ins Spiel. Verteilt im Raum tragen Schülerinnen und Schüler kurze Texte zum Thema Unendlichkeit vor. Sie dienen dem Publikum als Assoziationshilfe. Die Texteinstiege setzen Musik und Film im Kontext zum übergeordneten Thema Unendlichkeit. Die drei Elemente erzeugen ein einzigartiges Gesamtkunstwerk. „Es ist ein wunderbares Projekt voller Spannung und Kreativität“, findet auch Dr. Birgit Osterwald, Leiterin der VHS.

„In diesem Abend steckte viel Aufwand und Vorbereitung und das Ergebnis konnten wir nun erleben – eine echte Sternstunde“, so Osterwald weiter. Die Gesprächskonzerte als Zusammenspiel von Bildern aus dem All unterlegt mit klassischer Musik sind ein bereits etabliertes Konzept. „Seit etwa zehn Jahren spiele ich zu diesen Bildern, normalerweise werden Sie aber von Science-Fiction-Texten begleitet – alles ein wenig angelehnt an Stanley Kubricks Film 2001“, erklärt Pianist Oczkowski, in seiner Freizeit ein begeisterter Astronom. Die Reise in die Unendlichkeit und das menschliche Verständnis des Unendlichen aber zum Thema zu machen, sei auch für Oczkowski neu. „Die Assoziationen, die ihr Schülerinnen und Schüler miteingebracht hat, waren großartig“, sagte der Pianist.

Das Zusammenspiel der drei Akteure, VHS, Anne-Frank-Schule und Hochschule fußt auf einer Bildungskooperation, die seit Juni dieses Jahres besteht. „Wir wollen die Gesprächskonzerte gemeinsam mit Schülern stattfinden lassen“, sagt Prof. Dr. Joachim Thalmann von der Hochschule in Detmold. „Und die Kooperation mit der VHS und der Anne-
Frank-Schule  bietet dafür eine tolle Möglichkeit.“ Nicht nur musikalisch wurden die Schüler auf die multimediale Reise ins Unendliche vorbereitet, sondern auch philosophisch. So entstand im Anschluss an das Konzert noch ein philosophischer Austausch unter der Leitung von Philosophielehrer Dr. Bernward Fahlbusch. „Was fällt euch zu Unendlichkeit ein? Kann man sie definieren oder nur fühlen?“  Am Ende des Abends und der multimedialen Reise  
wird schnell klar: Jeder verbindet etwas anderes mit Unendlichkeit. Der eine fürchtet sich vor ihr, der andere beschreibt sie als unfassbar, aber jeder im Publikum hat während der Reise durchs All, zum Mars und darüber hinaus, begleitet von Musik und Text, ganz eigene Assoziationen und Gedanken entwickelt.  

BU: Gemeinsam unterwegs in Richtung Unendlichkeit (v.l): Dr. Birgit Osterwald (Leiterin VHS), Dr. Bernward Fahlbusch (Anne-Frank-Schule), Prof. Dr. Piotr Oczkowski Pianist, (Hochschule für Musik Detmold), Jannik Dotzki, Paula Hirsch, Jörg Witteborg (Leiter Anne-Frank-Schule), Henrik Günther, Anna-Maria Tangianu, Prof. Dr. Joachim Thalmann (Hochschule für Musik Detmold), Mert Cinar, Felix Janssen-Müller (Anne-Frank-Schule)
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