Mit High-Tech in die Steinzeit

Vortrag in Willebadessen-Eissen

Willebadessen . Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben im Umkreis der Stadt Willebadessen (Kreis Höxter) über 7.000 Jahre alte Siedlungen aus der Jungsteinzeit entdeckt – nicht durch Ausgrabungen, sondern mit Luftbildern und naturwissenschaftlichen Methoden. Die Ergebnisse dieser Forschungen stellen die Archäologen Joris Coolen und Dr. Hans-Otto Pollmann am Donnerstag (7.3.) um 19 Uhr in der Hüssenberghalle in Willebadessen-Eissen vor. Der Eintritt ist frei.

Am Fuß des Desenbergs: Mit Quad und technischem Gerät suchen LWL-Archäologen großflächig nach Spuren aus der Jungsteinzeit. Foto: Martin Fera

Am Fuß des Desenbergs: Mit Quad und technischem Gerät suchen LWL-Archäologen großflächig nach Spuren aus der Jungsteinzeit.
Foto: Martin Fera

Schon in der frühen Jungsteinzeit (circa 5.200 vor Christus) war die Warburger Börde aufgrund der fruchtbaren Böden dicht besiedelt. Um die Spuren dieser Menschen in der weiten Landschaft zu finden, setzt die LWL-Archäologie für Westfalen auf Luftbilder und geophysikalische Messungen. In Zusammenarbeit mit dem Ludwig Boltzmann-Institut für archäologische Prospektion und virtuelle Archäologie aus Wien wurden die Forscher an gleich drei Orten fündig: Am Frömkenberg und in Schönthal bei Willebadessen stießen die Archäologen auf große Grabenanlagen, die als Erdwerke bezeichnet werden. Das Erdwerk vom Frömkenberg schließt eine Fläche von 18 Hektar ein. Eine Ausgrabung in Schönthal ergab, dass die Erdwerke aus einer Zeit stammen, in der die Menschen halbnomadisch vornehmlich als Viehzüchter lebten.

Ein dritter Fundort nahe des Desenbergs bei Warburg ergab eine Siedlung, die sich über eine Fläche von neun Hektar ausdehnt. Die Messungen lassen sogar einzelne Pfostenlöcher und Hausgrundrisse erkennen. Mit vergleichsweise geringem Zeitaufwand konnten die Archäologen so drei Plätze untersuchen, die dabei helfen, die Lebensweise der Menschen in dieser Epoche besser zu verstehen. Über die Details der Entdeckungen und die Hintergründe ihrer Forschungen berichten die Wissenschaftler in ihrem Vortrag.

Hintergrund
Bevor Archäologen ausgraben, nutzen sie verschiedene Methoden, um einen Eindruck unterirdisch erhaltener Strukturen zu gewinnen. Seit rund hundert Jahren werten sie zum Beispiel Luftbilder aus, die aus Flugzeugen oder auch von Satelliten und Drohnen gefertigt werden. Deutliche Hinweise auf Mauern oder verfüllte Gräben unterhalb der Oberfläche liefern etwa Farbkontraste in Getreidefelder, die durch eine unterschiedlich schnelle Reifung der Pflanzen zustande kommen.

Ein anderes häufig genutztes Verfahren sind geomagnetische Messungen. Pfostenlöcher, Gruben und Gräben verursachen kleine Störungen des natürlichen Magnetfeldes der Erde. Diese Störungen lassen sich mit speziellen Sonden messen. Das so entstehende Messbild gleicht einer unterirdischen Karte.

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