Mit Autoteilen zum Klimaschutz beitragen

Bielefeld. Weltweit werden Rohstoffe immer knapper und teurer – Gleichzeitig landen jedes Jahr Millionen Tonnen wertvoller Ressourcen auf dem Müll. In Bielefeld geht einer der weltweit größten Automobilzulieferer, die ZF Friedrichshafen AG, dagegen an: Anstatt sie zu verschrotten, nimmt der Betrieb ausgediente Altteile zurück, arbeitet sie auf und haucht ihnen wieder frisches Leben ein. Auf diesem Wege spart der Betrieb nicht nur Ressourcen, sondern auch Energie ein – und hat sich darüber hinaus eigene Klimaschutzziele gesetzt. Dieses beispielhafte Engagement für den Klimaschutz würdigte die KlimaExpo.NRW heute und nahm ZF Bielefeld offiziell als Schrittmacher in die landesweite Leistungsschau auf.

Im Bild, v.l.n.r.: Dr. Heinrich Dornbusch, Vorsitzender Geschäftsführer KlimaExpo.NRW; Astrid Butt, Projektmanagerin, OstWestfalenLippe GmbH; Jörg Witthöft, Standortleiter ZF Bielefeld, Klaus Meyer, Geschäftsführer Energie Impuls OWL e.V. (Foto: KlimaExpo.NRW)

Im Bild, v.l.n.r.: Dr. Heinrich Dornbusch, Vorsitzender Geschäftsführer KlimaExpo.NRW; Astrid Butt, Projektmanagerin, OstWestfalenLippe GmbH; Jörg Witthöft, Standortleiter ZF Bielefeld, Klaus Meyer, Geschäftsführer Energie Impuls OWL e.V. (Foto: KlimaExpo.NRW)

 50 Tonnen Altteile, von Kupplungen über Drehmomentwandler bis hin zu Ausrücksystemen, werden jeden Tag bei ZF in Bielefeld angeliefert und in den Aufbereitungsprozess übergeben. Dort werden die Bauteile von Fachkräften sortiert, demontiert,  gereinigt und kontrolliert. Verschleißteile werden ausgetauscht und fehlende oder defekte Einzelkomponenten durch Ersatzteile in Erstausrüster-Qualität ersetzt. Anschließend werden die Einzelteile montiert, verpackt und dem Kunden als neuwertiges Bauteil zur Verfügung gestellt. „Industrielles Remanufacturing“ heißt das Verfahren, mit dem der Betrieb etwa 50 bis 90 Prozent des Materials sowie rund 90 Prozent der eingesetzten Energie im Vergleich zur Neuherstellung eines Produktes spart. 

Im Rahmen der offiziellen Urkundenübergabe begründete Dr. Heinrich Dornbusch, Geschäftsführer der KlimaExpo.NRW, die Qualifizierung des Betriebs als Schrittmacher für den Klimaschutz: „Die KlimaExpo.NRW qualifiziert Unternehmen und Institutionen als Schrittmacher, die sich freiwillig überdurchschnittliche Klimaschutzziele setzen – und genau das tut ZF Bielefeld auf vorbildliche Weise! Das Engagement zeigt außerdem, dass ressourcenschonende Produktionsprozesse nicht nur zur Bekämpfung des Klimawandels wichtig sind, sondern auch zum nachhaltigen Unternehmenserfolg beitragen!“ Bis 2022 präsentiert die KlimaExpo.NRW als Initiative der NRW-Landesregierung in 1.000 Schritten positive Beispiele für den Klimaschutz in und aus Nordrhein-Westfalen. ZF Bielefeld markiert den 289. Schritt.

Von der Wiege zur Wiege – Stoffkreisläufe nachweislich schließen

Bereits seit 1963 betreibt ZF Bielefeld industrielles „Remanufacturing“. „Rohstoffe werden immer knapper und teurer. Bei einigen ist schon absehbar, dass in wenigen Jahren die Preise wegen Ressourcenmangels sehr stark ansteigen werden. Darum spielt Remanufacturing eine immer wichtigere Rolle!“, so Standortleiter Jörg Witthöft. Bei der Aufbereitung profitiert das Unternehmen von einer guten Rückführungsquote. Circa 90 Prozent aller angelieferten Altteile schaffen den Weg durch die Aufbereitung und kommen schließlich mit neuer Gewährleistung zurück in den Markt. Die restlichen zehn Prozent sind nicht wiederverwendbare Einzelteile. Sie werden eingeschmolzen und gelangen so von neuem in den Produktionszyklus. Um die CO2-Bilanz innerhalb des Aufbereitungsprozesses zu minimieren, setzt ZF in Bielefeld auf Ökostrom. Nicht vermeidbare Emissionen werden außerdem zu 50 Prozent kompensiert. Damit entsprechen die Remanufacturing-Produkte den Kriterien des „Cradle to Cradle“-Prinzips, zu Deutsch „von der Wiege zur Wiege“. Das Nachhaltigkeitskonzept lebt von der Vision einer abfallfreien Welt, in der Produkte so gestaltet werden, dass alle verwendeten Materialien am Ende des Lebenszyklus möglichst vollständig wiederverwendet werden können und die Rohstoffe so in Kreisläufen gehalten werden. Das unabhängige kalifornische Cradle to Cradle Products Innovation Institute hat ZF in Bielefeld diesen Status bereits für mehrere Produktgruppen bescheinigt. Unter anderem ist es dem Konzern als weltweit erstem seiner Branche gelungen, eine aufbereitete Nutzfahrzeugkupplung nach den strengen Vorgaben des Cradle to Cradle Certified TM-Standards mit Gold zertifizieren zu lassen. 

Klimaschutz als Daueraufgabe

Auch darüber hinaus hat ZF das Bekenntnis zu einer nachhaltigen Unternehmensführung und einem umfassenden Umweltschutz fest in den eigenen Leitlinien verankert. Das Ziel ist es, den Energie- und Ressourcenverbrauch im Werk weiter zu reduzieren. Dafür sollen zum einen technische Maßnahmen sorgen, wie zum Beispiel die Substitution einer Heiß-Waschanlage, der Austausch der Beleuchtung oder der Einsatz von energieeffizienten Kompressoren. Zum anderen werden die Mitarbeiter konkret in Projekte mit einbezogen. Das Werk in Bielefeld hat sein Umweltmanagement an den Anforderungen des ZF-Konzernumweltmanagementsystems ausgerichtet und ist innerhalb des ZF-Konzernzertifikats nach ISO 14001 zertifiziert. Zudem wird ein nach ISO 50001 zertifiziertes Energiemanagementsystem genutzt. So sollen die Emissionen und der Gesamtenergieverbrauch im Werk kontinuierlich weiter gesenkt werden und weitere Zertifizierungen nach Cradle to Cradle möglich werden.

„Wir freuen uns, dass wir gerade in der für OWL sehr bedeutenden Branche der Automobilzulieferindustrie einen Beitrag zum Thema Ressourcenschutz im Rahmen der landesweiten Leistungsschau der KlimaExpo.NRW auszeichnen können.“, sagte Astrid Butt, Projektmanagerin der OstWestfalenLippe GmbH, die seit Mitte 2014 regionaler Partner der KlimaExpo.NRW ist. „Der innovative Cradle-to-Cradle-Ansatz kommt beim Remanufacturing voll zum Tragen. Die Einsparungen sprechen für sich und leisten einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Herausragende positive Beiträge in Zeiten der eher negativen Publicity der Automobilbranche in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken, halten wir außerdem für wichtig!“

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