Missstände bei Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen treten in der Corona-Krise besonders zutage

Erklärung der Gleichstellungsbeauftragen zum Muttertag.

Gütersloh. Anlässlich des Muttertags am 10. Mai erklärt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gütersloh, Inge Trame, dass in der derzeitigen Corona-Krise Missstände bei den Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen besonders zutage treten. „Die Pandemie vergrößert alle gleichstellungs- und frauenpolitischen Probleme und Schieflagen, auf die wir bereits seit Jahrzehnten hinweisen“, so Trame als Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen in Deutschland (BAG).

Die BAG und weitere rund 20 Organisationen, Verbände und Arbeitsgemeinschaften haben aktuell einen gemeinsamen Forderungskatalog unterzeichnet, der sich an die Politik und an Arbeitgeber wendet. Es werde immer deutlicher, dass die wirtschaftlichen und sozialen Kosten Frauen wesentlich stärker träfen, heißt es darin. Jetzt in der Corona-Krise werde besonders deutlich, dass Minijobs, in denen überwiegend Frauen (62 %) arbeiten, in die Armut führten. Von den Regelungen des Kurzarbeitergeldes könnten Minijobberinnen nicht profitieren, da sie nicht in die Arbeitslosenversicherung einzahlen. Damit breche für sie eine wichtige Einnahmequelle weg. „Seit Jahrzehnten fordern auch Gleichstellungsbeauftragte, Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung umzuwandeln“, betont Inge Trame. Überhaupt stünden aktuell Berufe im Fokus, die als systemrelevant gelten, aber tatsächlich schlecht bezahlt seien und häufig unter schwierigen Arbeitsbedingungen erledigt würden – „die typischen ,Frauenberufe‘“, so Trame, wie Kranken- oder Altenpflegerin, Verkäuferin oder Medizinische Fachangestellte. „Diese gesellschaftlich notwendige Arbeit muss jetzt und für die Zukunft neu bewertet werden“, fordert Trame gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft.

„Betreuungs- und Pflegearbeit zuhause wird überwiegend von Frauen geleistet, auch wenn sie berufstätig sind – auch das wird in diesen Wochen der weitgehend geschlossenen Kitas und Schulen besonders offensichtlich“, so Trame weiter. Schwer treffe die Situation vor allem Alleinerziehende, deren Arbeitgeber Homeoffice angeordnet hat und die gleichzeitig ihr Kind oder ihre Kinder zuhause betreuen müssen. „Eine maßlose Überforderung“, so die Gleichstellungsbeauftragte. Die überwiegende Mehrzahl der erwerbstätigen Alleinerziehenden seien Frauen. „Seit langem fordern wir Gleichstellungsbeauftragten, dass die finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen für Alleinerziehende verbessert werden müssen, so dass auch sie Erwerbstätigkeit und familiäre Aufgaben vereinbaren können, ohne am Existenzminimum zu leben, sich permanent erschöpft und überfordert zu fühlen und im Alter auf Grundsicherung angewiesen zu sein“, führt Inge Trame aus. Und sie fasst zusammen: „Alles, was wir seit Jahren fordern, erscheint unter den Bedingungen der Corona-Pandemie wie unter einem Brennglas.“

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