Matthias Müller | Chat Rooms | Fotoarbeiten und Video

Bielefeld. Am 08.04.2016 um 19 Uhr wird die nächste Ausstellung in den Räumen der Galerie GUM eröffnet.
Man könnte sagen: der Bielefelder Künstler Matthias Müller zeigt in der ersten Ausstellung in 2016 seine neuen Fotoarbeiten, ist er doch in Bielefeld geboren und lebt nach wie vor in dieser Stadt. Eigentlich gilt er aber seit vielen Jahren als international renommierter Experimantalfilmer. Er war und ist vertreten auf unzähligen Festivals, vielfach preisgekrönt und immer wieder präsent in wichtigen Ausstellungen. Zudem ist er seit 2003 als Professor für  experimentellen Film an der Kunsthochschule für Medien in Köln tätig.

Matthias Müller, bekannt für seine Filme aus Spielfilmbildern, wendet sich in einer materialreichen Werkgruppe einem neuen Teil der Bewegtbildproduktion zu: dem pausenlosen Bilderstrom von „poor images“ aus privaten Internet-Chat-Rooms,Webcambildern oft am Rande des Gestaltlosen. Hier bleiben die Bühnen der Selbstinszenierung leer, der Kontakt zwischen Voyeur und Exhibitionist unerfüllt. Gerade die Abwesenheit der menschlichen Figur wandelt die privaten Möglichkeitsräume, die unsere Vorstellungen anregen. Müller schließt die nicht zu befriedigende Aktivität des Voyeurs mit der des manischen Sammlers kurz, für den das erlösende, abschließende Stück seiner Sammlung er selbst ist.
Aus dem unendlichen Strom der Bilder extrahiert der Künstler eine große Zahl von Stills, die in der Ausstellung in ihren verschiedenen Formaten und Anordnungen unterschiedliche Anmutungen haben. Als raumfüllender Bilderfries könnnen die Fotos wieder wie ein Film gelesen werden. Als großformtiges Tryptichon initiert die Kombination der drei Bilder eine Vielzahl von Assoziationen. Auch Matthias Müller eignet sich den Ausstellungsraum der Galerie GUM – wie schon manche der Künstler_innen vor ihm – in besonderer Weise an, indem er das Schaufenster als Präsentationsfläche einbezieht.

Matthias Müller wurde 1961 in Bielefeld geboren, studierte von 1980 bis 1987 Kunst und Germanistik an der Universität Bielefeld, 1987 bis 1991 schloss sich ein Kunststudium an der HBK Braunschweig an. Er war von 1994 bis 1997 Gastprofessur an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main und von 1998 bis 1999 Gastprofessur an der Dortmunder Fachhochschule. Seit 2003 ist er Professor für Experimentelle Filmgestaltung in Köln.
Matthias Müller arbeitet mit Film, Video und Fotografie. Als Kurator hat er unzählige Veranstaltungen rund um Avantgarde-Film organisiert, wie z.B. das „Found Footage Film Festival“ (1996 and 1999) und das erste deutsche Festival des autobiografischen Film „Ich etc.“ (1998). Seine Filme und Videos wurden auf großen Filmfestivals weltweit gezeigt, z.B. in Cannes, Venedig, Berlin und Rotterdam. Seine Arbeiten wurden außerdem sowohl in Gruppen- als auch Einzelausstellungen gezeigt. 1994 widmete das Museum of Modern Art in New York ihm eine Retrospektive.