Markt mit Seele – Europas größter Klostermarkt

KlostermarktDalheimBei Europas größtem Klostermarkt im westfälischen Kloster Dalheim zählen Warenvielfalt und Gastfreundschaft

Lichtenau-Dalheim (lwl). Wenn Schwester Andrea ihren Weinkeller öffnet, Pater Werner am Grill steht und Pater Gerhard sein Kräuterwissen teilt, dann ist im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, Stiftung Kloster Dalheim (Kreis Paderborn), wieder Zeit für Europas größten Klostermarkt.

Am Wochenende (29./30.8.) kommen Ordensbrüder und -schwestern aus rund 40 Abteien, Stiften und Klöstern in Österreich, Tschechien, Weißrussland und dem gesamten Bundesgebiet ins westfälische Dalheim, um auf dem weitläufigen Klostergelände ihre Waren anzubieten. Europäische und prominente deutsche Standorte sind ebenso vertreten wie die Ordensgemeinschaften aus der Region. Jeweils von 10 bis 18 Uhr zeigen sie dort, was in ihren Küchen, Kellern und Werkstätten an Produkten entsteht.

Vom handgebrauten Bier der Schwestern im bayerischen Mallersdorf und dem frisch gebackenen Brot der Augustiner-Chorherren aus dem österreichischen Stift St. Florian über Ikonen aus einem Kloster im weißrussischen Minsk, selbstgefertigtem Silberschmuck der Eremitinnen des Heiligen Chariton, Fairhandel-Produkte aus der Abtei Münsterschwarzach, Blumengestecken der Benediktinerinnen aus dem Weserörtchen Herstelle bis zu den hölzernen Gartenmöbeln und Kinderspielzeugen aus der Behindertenwerkstatt der Barmherzigen Brüder im oberbayerischen Algasing: „Das Warenangebot auf dem Dalheimer Klostermarkt ist ebenso vielfältig wie die vertretenen Ordensgemeinschaften“, freut sich Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky.

Immer stehen die Erzeugnisse in der Tradition der Klöster für achtsame Herstellung, außergewöhnliche Qualität, Reinheit und Naturnähe. Auch viele regionale Spezialitäten der Klosterstandorte sind dabei, zum Beispiel Thüringische Wurst aus dem Kloster Volkenroda zwischen Erfurt und Kassel oder Schwarzbier, gebraut nach der über¬lieferten Klosterrezeptur aus dem Kloster St. Marienthal, dem ältesten Frauenkloster des Zisterzienserordens in Deutschland, beheimatet in der Oberlausitz im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechische Republik. Das Klosterweingut Jakobsberg aus dem rheinhessischen Ockenheim kommt mit Wein, Traubensaft und Weinessig.

KlostermarktLichtenauKaleidoskop klösterlicher Kultur
Organisatorin Marianne Rosar von der Stiftung Kloster Dalheim: „Die 40 Ordensgemeinschaften entsenden mehr als 200 Vertreter nach Dalheim. Sie garantieren die Vielfalt des Markts und machen den Besuch zu einem besonderen Erlebnis.“ Viele der Ordensgemeinschaften seien Stammgäste in Dalheim und planten ihren Besuch für das Folgejahr gleich mit ein. Rosar: „Sie empfinden den Klostermarkt als authentische Plattform für ihre klösterliche Lebenskultur und Spiritualität.“

Angebote und Rahmenprogramm des Marktes spiegeln die ganze Bandbreite der Klosterkultur zwischen „Ora et labora“ (lat.: Bete und arbeite). „Der Markt ist ein Kaleidoskop klösterlichen Lebens und klösterlicher Kultur“, sagt Grabowsky.

Geheimtipps
Grabowsky gibt auch Empfehlungen: „Unter den Waren aus Klostergarten und -apotheke, klösterlichem Weinkeller, Brauerei und Brennerei, Klosterwerkstätten und -ateliers sind einige echte Geheimtipps.“ Darunter ist zum Beispiel das „Humofix“ genannte Kräuterpulver aus der Benediktinerinnenabtei St. Maria in Fulda, das die Kompostierung von Küchen- und Gartenabfällen erleichtert. Auch die Kräutervorträge von Pater Gerhard, der an beiden Tagen sein Wissen preisgibt, sind echte Fundgruben für Gartenfreunde. Aus seinem Haus, dem Brunnenhof, einer Filiatur der Abtei St. Severin im oberschwäbischen Ebenweiler, stammen Hausmittel wie der Insektenschutz „Mücke ade“ oder die „Bier-Shampoo-Seife“. Aus der Klosterdestillation St. Josef der Maristenbrüder FMS in Furth bei Landshut kommen die Kräuter-Reindestillate „Hermite“ und „Arquebuse“. Ihre Herstellung dauert mehr als zwölf Monate. Die Rezepte werden streng gehütet.

Gemeinsames Engagement
„Das gemeinsame Engagement von Veranstalter und Ordensleuten verleiht dem Markt sein einzigartiges Gesicht. Zum 14. Klostermarkt freuen wir uns besonders über die vielen Beiträge der Ordensleute zum Marktprogramm“, sagt Marianne Rosar. Neben den Kräutervorträgen gibt Pater Gerhard an beiden Tagen geistliche Impulse in der Klosterkirche. Das City-Kloster Bielefeld kommt mit Kaffee und Kuchen, aber auch mit einem Gesprächsangebot.

Prinzip klösterlicher Gastfreundschaft
Das klösterliche Prinzip der Gastfreundschaft wird auch beim Klostermarkt im Kloster Dalheim großgeschrieben. Während zum Beispiel die Paderborner Chorfrauen die Marktbesucher mit Kaffee und Kuchen versorgen, erinnern die Benediktiner aus Maria Laach mit einer selbstgegossenen Friedensglocke an die globale Verantwortung für das Schicksal der Flüchtlinge, z.B. aus Syrien. Die Kollekte des gemeinsamen Gottesdienstes von Besuchern und Ordensleuten am Samstag, 17 Uhr, kommt der Flüchtlingshilfe in der Region zugute.

„Die Ordensleute sind die Seele des Marktes“, sagt Ingo Grabowsky. Die Ordensleute haben zum Teil langen Anreisen auf sich genommen. Die Schwestern der Heiligen Elisabeth aus Minsk sind zum Beispiel knapp zwei Tage unterwegs, bevor sie ihre Ikonen und Devotionalien in Dalheim präsentieren können.

Begegnungen
Traditionsgemäß steht beim Dalheimer Marktgeschehen der persönliche Kontakt zwischen Ordensleuten und Besuchern im Mittelpunkt, die sich sowohl am Verkaufsstand als auch beim gemeinsamen Gottesdienst und regelmäßigen geistlichen Impulsen (Samstag und Sonntag jeweils um 12, 13 und 15 Uhr) begegnen.

Rahmenprogramm
Bis zu 15.000 Besucher aus der Region und dem gesamten Bundesgebiet kommen jedes Jahr zum Dalheimer Klostermarkt. Im Rahmenprogramm gibt es Vorführungen historischer Handwerkstechniken wie z.B. Grünholzdrechseln, Schmiedekunst, Weben am Schaftwebstuhl sowie Destillieren in der Klosterbrennerei.

Beim Kinderprogramm „Aus Klostergarten und Klosterwerkstatt“ säen Kinder Klosterkräuter im selbstgestalteten Blumentopf mit Kieselmosaik. Sie stellen Rosen- und Lavendelseife her, filzen Bälle und sägen und prägen einen Schlüsselanhänger mit Klosterwappen aus Holz (Materialkosten pro Kind: 3 Euro).

Am Sonntag erwarten die Besucher kleine Konzerte: Bläsermusik mit dem Ensemble „Reine Blechsache“ auf dem Klostergelände und Vokalmusik in der Klosterkirche mit dem Vokalensemble „Soester Madrigal Syndikat“.

Im Eintrittspreis zum Markt enthalten ist auch der Besuch der Sonderausstellung „Die 7 Todsünden“ des LWL-Landesmuseums für Klosterkultur, das an beiden Tagen kostenlose Führungen durch die Klosteranlage, die Klostergärten und die Ausstellung anbietet.

Geistliche Impulse und Heilige Messe
An beiden Tagen bietet Pater Gerhard von der Abtei St. Severin (Kaufbeuren) geistliche Impulse in der Klosterkirche an (jeweils um 12, 13 und 15 Uhr). Am Samstag, 29. August, findet um 17 Uhr ein Gottesdienst in der Klosterkirche statt. Zelebrant ist Josef Meyer zu Schlochtern, Theologische Fakultät Paderborn. Der Zugang zum Gottesdienst ist frei.

Eintrittspreise
Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro, Kinder/Jugendliche bis 16 Jahre 1,50 Euro, Kinder bis 10 Jahre frei

Das Klosterwirtshaus ist, anders als im regulären Museumsbetrieb, während des Klostermarktes nicht frei zugänglich.

Hunde sind angeleint auf dem gesamten Klostergelände erlaubt – nicht erlaubt sind Hunde im Museum.

Weitere Informationen unter Telefon 05292 9319-0.

Foto 1: Vorfreude: Gemeinsam mit den Eseln Lotte und Hera läuten Organisatoren und Aussteller den Klostermarkt im Kloster Dalheim ein, der am Wochenende stattfindet – von links: Elisabeth Bömken und Ute Diermann, Organisatorin Marianne Rosar, Sr. Laetitia Eberle vom Augustiner-Chorfrauen Kloster St. Michael in Paderborn, Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky, Stefanie Mallmann vom Verlag Ars litugica und Br. Stephan Oppermann von der Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel mit einer Friedensglocke; © LWL/Tillmann

Foto 2 :Ort der Begegnung: „Der Markt ist für uns eine authentische Plattform, um die klösterliche Spiritualität, aber auch ganz pragmatische Lebenskultur zu transportieren“, sagt Pater Werner (rechts). Der Benediktinerpater aus der Abtei Königsmünster gehört zu den Urgesteinen des Dalheimer Klostermarkts; ©LWL/Tillmann