LWL zeichnet Fachwerkhaus in Lage als Denkmal des Monats aus

Lage. Im Dorf Heiden bei Lage befindet sich die einzige erhaltene Anlage einer Kirchenburg im Kreis Lippe, die den Dorfbewohnern als Rückzugs- und Verteidigungsbau diente. Sie besteht aus verschiedenen Gebäuden um die gotische Hallenkirche. Dazu gehört auch das Fachwerkhaus am Kirchplatz 4. Nach entstellenden Umbauten und jahrelangem Leerstand verschlechterte sich sein Zustand. Neue Eigentümer haben es jetzt vorbildlich restauriert. Deshalb hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das Haus als Denkmal des Monats ausgezeichnet.

In diesem Zustand präsentierte sich das Fach-werkhaus im Jahr 2011 vor der Instandset-zung. Foto: Torsten Schmidt

In diesem Zustand präsentierte sich das Fach-werkhaus im Jahr 2011 vor der Instandset-zung. Foto: Torsten Schmidt

„Die Eheleute Theresia Jungert und Torsten Schmidt haben unter großem persönlichem Einsatz, mit viel Sachverstand und Wertschätzung das bescheidene, aber 
für das Dorf Heiden bedeutende Baudenkmal erhalten“, lobt LWL-Denkmalpflegerin Saskia Schöfer. „Sie haben sämtliche Arbeiten vorbildlich dokumentiert und in regelmäßigen Abständen mit allen Beteiligten abgestimmt. Die Änderungen für eine zeitgemäße Nutzung wie Badeinbauten und technische Anlagen haben sie auf ein Minimum beschränkt. Bei dieser hervorragend gelungenen Denkmalinstandsetzung haben die Eigentümer die Bausubstanz gut erhalten und das historische Erscheinungsbild wieder sichtbar gemacht“, so die Denkmal-Expertin weiter.

Das Haus wurde im 17. Jahrhundert vermutlich als Kantorschule genutzt. Wann das kleine Vierständerhaus mit Satteldach genau gebaut wurde, ist nicht bekannt. „Die Konstruktion und Verzimmerung deuten auf eine Bauzeit im 17. Jahrhundert hin“, so Schöfer. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das frühere Schulgebäude an Privatleute verkauft und im Laufe der letzten 100 Jahre zum Teil stark umgebaut. Nachdem die letzte Eigentümerin verstorben war, stand das Gebäude mehrere Jahre leer. Im Jahr 2012 kaufte die Familie Jungert/Schmidt das kleine Häuschen. Seitdem haben die neuen Eigentümer das völlig vernachlässigte und durch nicht denkmalgerechte Baumaterialien beeinträchtigte Baudenkmal kontinuierlich instandgesetzt. 

Hintergrund
Nachdem die Eigentümer die neueren und nicht denkmalgerechten Einbauten freigelegt und beseitigt hatten, haben sie die Instandsetzung in Eigenleistung durchgeführt und dabei möglichst viel vom Bestand erhalten. Sie haben das Fachwerk fachgerecht saniert, wobei sie die Fußschwellen vollständig und die äußeren Ständer teilerneuert haben. Die Gefache in diesen Bereichen haben sie mit Lehmsteinen ausgefacht und außen mit Kalk und innen mit Lehm verputzt. 

Die alte Deele ist heute wieder in voller Höhe erlebbar und dient als Eingangs-, Erschließungs- und Wohnraum. Eine neue Stahltreppe und Empore verbinden das Erdgeschoss mit den Räumen in den oberen Ebenen. Im ausgebauten Dachboden entstanden Schlafräume für die Familie. Die neuen Giebelfenster wurden im Format alter Lukenöffnungen gewählt und schlicht gestaltet. „In den Außenwänden haben die Eigentümer die störenden liegenden Fenster entfernt durch neue geteilte Holzfenster in den historischen Öffnungen ersetzt“, so Schöfer. 

Um die gotische Hallenkirche in Heiden herum reihen sich Fachwerkhäuser aneinander und prägen den historischen Ortskern. Die Gebäude sind nicht nur in ihrer Bauweise, Größe und Ausrichtung sehr unterschiedlich, sondern auch in ihrem baulichen Zustand. Neben dem steinernen Pfarrhaus aus der Zeit der Renaissance befinden sich hier überwiegend Fachwerkhäuser wie die Pfarrscheune aus dem 18. Jahrhundert, die alte Küsterschule sowie ein Gasthaus und Handwerkerhäuser. In früherer Zeit hatten die meisten Gebäude einen funktionalen Zusammenhang zu der verputzten Bruchsteinkirche, die mit ihren quer angeordneten Giebeldächern und dem gewundenen Turmhelm den Ort bis heute prägt. Heiden war bereits im 17. Jahrhundert der zentrale Schulort für das gesamte Kirchspiel. Das Fachwerkhaus Kirchplatz 4 wurde zu dieser Zeit vermutlich als Kantorschule genutzt. 

Das Haus steht mit dem Giebel zur Kirche und grenzt mit der Südwand an die Kirchhofmauer. Das Gebäude mit der bauzeitlich durchgängigen Deele ist in Geschossbauweise verzimmert und ruht auf einem gemauerten Bruchsteinsockel. Die Deele erstreckt sich über zwei Geschosse, die Seiten sind durchgängig in zwei Geschosse unterteilt mit darunter liegenden Kriechkellern. Unter einem steilen Dach steht das Gebäude auf durchgehenden Deelen- und Außenwandständern, in die die Deckenbalken eingezapft sind. Mit Ausnahme der Inschrift über dem ehemaligen Deelentor gibt es in dem bescheidenen Haus keinerlei Verzierungen.