LWL zeichnet Appartementhaus in Detmold als Denkmal des Monats aus

Das Portal mit der geneigten Deckplatte auf schräg gestellten Betonpfeilern.Foto: LWL/Herden-Hubertus

Das Portal mit der geneigten Deckplatte auf schräg gestellten Betonpfeilern.Foto: LWL/Herden-Hubertus

Detmold. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat das Appartementhaus am Palaisgarten in Detmold (Kreis Lippe) als Denkmal des Monats April ausgezeichnet. Das achtgeschossige Gebäude wurde 1970 errichtet und erst vor wenigen Wochen unter Schutz gestellt. So konnte die anstehende Fassadenreinigung denkmalpflegerisch begleitet werden.

„Das Appartementhaus gehört zur Gruppe der jüngsten Denkmäler in Westfalen-Lippe. Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein Gebäude nicht unbedingt Jahrhunderte alt sein muss, um einen Denkmalwert zu haben“, sagt LWL-Denkmalpflegerin Anne Herden-Hubertus. „Vielmehr geht es darum, dass es wichtige Aussagen über die Bauweise einer bestimmten Epoche macht. Das 1973 mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnete markante Hochhaus spiegelt die Architekturauffassung der Zeit um 1970 hervorragend wider.“

Die Detmolder Architektin Gertrud Enzensberger (1908-1995) und ihr Sohn Peter Junkers (*1936) haben das achtgeschossige Wohngebäude mit einem Staffelgeschoss und sechs Dachgärten für die „Baugemeinschaft Rosenstraße“ konzipiert. Das Gebäude ist ein Stahlbetonbau mit rhythmisch gegliederter Vorhangfassade aus weißen Faserzementplatten. Im optischen Gegensatz zu der glatten Fassadenoberfläche steht die raue, horizontal gerillte Betonstruktur der Sockelzone. Betonoberflächen zeigen auch die östlich angeschlossene Großgarage, die westlich angeordneten Gewerbebauten sowie die Pflanzbeet-Einfassungen.

„Die Portal-Überdachung wirkt wie eine Skulptur: Eine große geneigte Deckplatte, die auf schräg gestellten Betonpfeilern ruht, beschirmt den Hauseingang. Das ist ebenso typisch für die Planungen aus dieser Zeit wie das helle Erscheinungsbild der Fassaden, die weißen Flächen mit dahinter zurücktretenden dunklen Fensterbändern oder die strukturierten Betonoberflächen“, so Herden-Hubertus. Charakteristisch für die Entstehungszeit seien auch niedrigere Begleitbauten wie die Garage, die ehemalige Postzweigstelle und die ehemalige Arztpraxis sowie die Einfassungen der großen Pflanzbeete vor der Hauptfassade. Auch im Inneren dokumentiere das Gebäude mit seinen Strukturen, Materialien und Funktionen den zeitlichen Entstehungskontext, so die LWL-Denkmalpflegerin weiter.

Das Haus ist einschließlich seiner Ausstattung wie Beleuchtungselemente im Eingang und Treppenhaus, Briefkastenanlage, Bodenbeläge und Türen im Originalzustand erhalten. Die meisten Wohnungen werden noch von den Ersterwerbern genutzt, die die funktionale Aufteilung schätzen.

Hintergrund
Aufgrund der leichten Hanglage bildet das Kellergeschoss an der Vorderseite die Eingangsebene mit dem Foyer. Von hier aus führen ein Aufzug und eine Treppe in die sieben Obergeschosse mit jeweils vier Appartements, das Staffelgeschoss mit zwei Wohneinheiten und den dazu gehörenden Dachgärten sowie darüber liegenden weiteren vier Dachgärten.
Die beiden Appartementtypen – der größere mit 80 Quadratmetern, der kleine mit 42 Quadratmetern – ermöglichten eine flexible Grundrissgestaltung, um den Anforderungen an den zeitgemäßen Wohnungsbau zu erfüllen. Die Käufer der Wohnungen konnten den Grundriss festlegen, der ohne großen Aufwand veränderbar ist und auch die Kombination von Wohnungen zu größeren Einheiten erlaubt. Zu jeder Wohnung gehört (mindestens) ein Balkon. Die Balkone sind nicht einsehbar, da sie versetzt angeordnet sind und über einen Lamellen-Sichtschutz verfügen.
Das Hochhaus gegenüber dem Landesarchiv NRW leitet stilistisch in das Wohngebiet an der Willi-Hofmann-Straße/Rosenstraße über. Hier wurden ebenfalls moderne Wohngebäude realisiert, insbesondere Reihen- und Terrassenhäuser, deren Entwürfe teilweise ebenfalls von der für das Bauen der 1960er- und 1970er-Jahre in Detmold bedeutenden Architektin Gertrud Enzensberger stammen.