Letzte Spielzeit für KULTurVEREIN Bielefeld

Der KULTurVEREIN Bielefeld e.V. stellt nach 12 Jahren seine Arbeit ein. Es wird keine weitere Spielzeit geben.
Bielefeld. Mit „großem Bedauern und schweren Herzens“ musste der ehrenamtlich arbeitende KULTurVEREIN den Abonnent*innen der aktuellen Spielzeit mitteilen, dass ab Herbst keine neuen Veranstaltungen mehr angeboten werden. Grund für diese traurige Nachricht: Die Vorsitzende Hicran Conker, die sich seit 2009 in unterschiedlichen Funktionen für den Verein engagiert, musste ihr Ehrenamt aus persönlichen Gründen leider aufgeben. Trotz intensiver Suche konnte der KULTurVEREIN niemanden dafür gewinnen, diesen Posten zu übernehmen. „Das tut uns sehr leid“, bedauert Vorstandsmitglied Alexander Döring. „Denn wir haben den Verein in all den Jahren mit viel Energie, Herzblut und Leidenschaft geführt.“
Der KULTurVEREIN wurde 2008 von Leida Schievink und Jutta Kokel gegründet. Gemeinsam mit Brigitte Gregor haben sie das Angebot des Jugendkulturrings fortgeführt und weiterentwickelt. Der hatte seit 1950 Generationen von jungen Bielefelderinnen und Bielefeldern für Kultur begeistert. Dabei setzte er auch auf Abonnements, um besser planen und kalkulieren zu können. Weil immer mehr Erwachsene aus alter Verbundenheit Abonnements abschlossen, strich die Stadt die Förderung des Jugendkulturrings. Daraufhin übernahm der KULTurVEREIN die Idee dieser Kultur-Abonnements, öffnete sie bewusst für ein jüngeres und älteres Publikum und stellte neben beliebten Künstler*innen aus der Zeit des Jugendkulturrings neue, junge und innovative Künstler*innen aus Kleinkunst, A cappella und Kabarett auf die kleineren Bühnen Bielefelds.
Zudem gab es für die Abonnent*innen weiterhin Vorstellungen des Theater Bielefeld. Das alles ehrenamtlich zu organisieren und zu begleiten kostet viel Zeit und Kraft. Das dürfte einer der entscheidenden Gründe dafür gewesen sein, warum es dem KULTurVEREIN nicht gelungen ist, jemanden dafür zu gewinnen, die Verantwortung und die Aufgaben der Vorstandsarbeit zu übernehmen. Der Kulturmarkt ist, wie jeder andere Markt auch, längst ein hart umkämpftes Geschäftsfeld, in dem sich Monopole entwickeln. Einladungen an bekannte Künstler*innen und die Kalkulation der Veranstaltungen sind dadurch für einen kleinen Anbieter wie den KULTurVEREIN immer schwieriger geworden.
Zur Erinnerung: Der KULTurVEREIN hat ausgezeichnete Künstler*innen wie Hazel Brugger, Sebastian Pufpaff, Sven Ratzke oder das Duo Suchtpotenzial früh für Bielefeld entdeckt. Er hat die Menschen in der ostwestfälischen Metropole mit Auftritten von Maybebop und anderen Ensembles für A-cappella begeistert. Stammgast seit Zeiten des Jugendkulturrings war beispielsweise der rheinische Kabarettist Wilfried Schmickler.
Der Verein bedankte sich bei den Abonnent*innen und zahlreichen anderen Gästen für ihre Treue und Verbundenheit in den vergangenen Jahren. Sicher werden andere Veranstalter in die Bresche springen und die erfolgreichen Künstler*innen weiterhin nach Bielefeld holen, die in den Spielzeiten des KULTurVEREIN ihr Publikum gefunden haben.
Dennoch: Mit dem Ende des Vereins endet eine Ära im Bielefelder Kulturbetrieb, die vor allem von Begeisterung und ehrenamtlichem Engagement geprägt war.
P.S.: Bereits gekaufte Tickets für die aufgrund der Pandemie abgesagten Shows mit Zirkeltraining am 22.05.20, mit Sven Ratzke am 29.05.20 und mit Helene Bockhorst am 12.06.20 können an den jeweiligen Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden, an denen sie gekauft wurden. Dort wird den Kunden auch der Kaufpreis erstattet.
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