Kilos runter, Lebensfreude rauf

Natalie Heck hat 50 Kilo abgenommen und leitet demnächst eine Selbsthilfegruppe

Schloß Neuhaus. Natalie Heck wird als Nesthäkchen mit zwei Geschwistern in Kasachstan groß. Die Eltern arbeiten rund um die Uhr, feste Essenszeiten gibt es nicht: „Wir haben den ganzen Tag gegessen. Oft vor dem Fernseher und am späten Abend. Ich wurde dicker und dicker.“ Die 35jährige erinnert sich gut daran, dass sie bereits im Kindergarten schlimme Hänseleien erlebt. „Es gab keine schönen Klamotten in meiner Größe. Die Tuscheleien hinter meinem Rücken waren grausam.“ Natalie Heck hält das irgendwie aus, entwickelt als Heranwachsende sogar ein gutes Selbstbewusstsein, wie sie sagt.
Natalie Heck hat 50 Kilo abgenommen. Das gelang ihr nach einer operativen Behandlung. Zwischen den beiden Fotos liegen acht Monate. Ihr Ziel ist, noch weitere 15 Kilo abzuspecken.

Natalie Heck hat 50 Kilo abgenommen. Das gelang ihr nach einer operativen Behandlung. Zwischen den beiden Fotos liegen acht Monate. Ihr Ziel ist, noch weitere 15 Kilo abzuspecken. Foto: KHWE

Als die Familie Ende der 90er Jahre nach Deutschland zieht, ist sie 13 Jahre alt und ein Pummelchen. Sie lernt in Paderborn kennen, was es in Kasachstan nicht gab: Schokolade, Gummibärchen, Bananen. „Die Süßigkeiten haben wir richtig in uns hineingestopft. Ich habe nie gelernt, auf ein Sättigungsgefühl zu achten.“ Nach der Geburt ihrer beiden Kinder nimmt sie zunächst mithilfe von Shakes und Tabletten ab. Ein nachhaltiger Erfolg stellt sich aber nicht ein, die Kilos kleben bald wieder auf ihren Hüften. Und zwar mehr als vorher. Als sie sich bei einer Körpergröße von 1.75 Metern der 130 Kilo-Marke nähert, ist Schluss. „Ich hatte wahnsinnige Angst davor, nicht mehr attraktiv zu sein.“ Sie recherchiert , wer ihr helfen kann und macht sich auf den Weg nach Bad Driburg ins zertifizierte Adipositas-Zentrum. Sechs Monate lang besucht sie den OP-Vorbereitungskurs, sie treibt Sport, geht zur Ernährungsberatung, vernetzt sich mit Gleichgesinnten und hat mehrere Termine mit dem behandelnden Arzt, Dr. Florian Dietl, Chef des Adipositas-Zentrums. „Ich bin in Bad Driburg auf viele Menschen getroffen, die mir Mut gemacht haben. Schließlich habe ich mich für eine operative Behandlung meiner krankhaften Fettleibigkeit entschieden“, so Heck.

Im Dezember des vergangenen Jahres entfernt Dr. Florian Dietl einen Teil ihres Magens, nach der OP wird Natalie Heck engmaschig betreut. Bis zum heutigen Tag hat sie 50 Kilo an Gewicht verloren, sie fühlt sich wie ein neuer Mensch. Diese Erfahrungen möchte Natalie Heck mit anderen Menschen, die fettleibig sind, teilen. Die Selbsthilfegruppe in Schloß Neuhaus ist dafür der ideale Ort. „Der Austausch unter Gleichgesinnten spielt vor und nach der Operation eine große Rolle“, betont Dietl. Er wird am Donnerstag, 12. September, um 18 Uhr einen Vortrag zu den chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten bei extremem Übergewicht halten. Natalie Heck und er freuen sich über viele Zuhörer: Familienzentrum NRW in Schloß Neuhaus, Residenzstraße 4. Künftig wird Natalie Heck jeden ersten Donnerstag im Monat die Selbsthilfegruppe in Schloß Neuhaus leiten, Beginn ist dann immer um 18.30 Uhr  Die Veranstaltung am 12. September ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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