Bielefeld. (dz) Rund 500 Gäste aus der mittelständischen Modehandelsbranche kamen am vergangenen Montag zur 60. Cheftagung der Katag AG nach Bielefeld, um sich wie jedes Jahr über die neuen Herausforderungen im stationären Handel auszutauschen. Auch NRWs Ministerpräsidentin Hannelore Kraft war diesmal als Ehrengast dabei und sprach über Flüchtlingspolitik und zukünftigen Fachkräftemangel unter dem Blickwinkel „Wandel als Chance“.
Stationärer Handel als neue Entertainmentfläche
Mit Erlebnissen und besonderen Events aus einer Modefiliale ein „Haus des Begehrens“ schaffen, welches doch bitte „sexy“ sein soll. Das Internet als „Sargnagel“ oder als Teil der Veränderung akzeptieren – Dr. Daniel Terberger, Gastgeber und Vorstandschef von Europas größtem Fashiondienstleister, spricht bildlich zur Begrüßung über die wachsenden Anforderungen an die Händler, die Aufmerksamkeit ihrer Kunden zu gewinnen. Im digitalen Zeitalter von Amazon und Zalando gestaltet sich dies jedoch immer schwieriger. „Geschäfte als Zirkus, Fashionpartys in Tiefgaragen und bei Jubiläen 500 € auf die Hand, dann komm ich auch und spring aus der Torte.“ verspricht Moderatorin Barbara Schöneberger, gewohnt charmant-lustig, dem anwesenden Publikum und sagt, um was es eigentlich hier geht: Reale Emotionen.
„Nur wenn sich die Herzen öffnen, öffnen sich die Geldbeutel.“
Die 60. Cheftagung des ostwestfälischen Einkaufsverbunds informiert, ermahnt und doch ermutigt sie vor allem. Unter dem Motto „Ihre Chance liegt im Handel(n) – Erlebnis, Inspiration, Entertainment“ betonen geladene Gäste wie Henrie W. Kötter, Spitzenmananger des Shopping-Center-Konzerns ECE, oder dm-Gründer Prof. Götz W. Werner in interessanten Vorträgen die Wichtigkeit der persönlichen, kreativen Kundenbetreuung. Ein unvergessliches Einkaufserlebnis voller Emotionen schaffen, darin liegen für den stationären Handel die größte Chance und das größte Kapital, um sich gegen günstige Onlinehändler und Hobbyprivatverkäufer auf Kleiderplattformen noch behaupten zu können. Denn der Kunde giert nach „Realerfahrung“, erklärt Andreas Steinle, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts Workshop GmbH, und fordert die anwesenden Modehandelsvertreter „besser als Hollywood“ zu werden. Marcus Schönhardt, stellv. Vorstandsvorsitzender der Katag AG, bringt es ehrlich auf den Punkt: „Nur wenn sich die Herzen öffnen, öffnen sich die Geldbeutel.“ Annette Weber hingegen, Chefredakteurin der InStyle Deutschland, nennt besonders die Online Plattform Instagram als „ein ganz wichtiges Modetool, um Stimmungen einzufangen und zu kommunizieren.“ Besonders mit der jungen Zielgruppe, die immer mehr zu „Key-Opinion-Leadern“ avanciert.
Der (Mode-)Wandel als Chance – aus politischer Sicht
NRW Ministerpräsidentin Hannelore Kraft stellt dennoch ernüchternde Diagnosen: Bis 2020 wird es einen Mangel an 230.000 Fachkräften geben. 20 % eines Jahrgangs haben weder Abschluss noch Ausbildung. Kraft fordert mehr Engagement seitens des Handels, mehr Praktika, mehr Ausbildungsplätze. Und eine Integration der Flüchtlinge. Die Politikerin sieht Zuwanderung nicht als Problem, sondern vielmehr als kulturelle Vielfalt und starkes Potenzial für die Zukunft der Wirtschaft, auch in der Modebranche. „Deutschland hat zu wenige Kinder, da kommen Kinder. Deshalb müssen wir die jungen Kräfte unterstützen.“, plädiert Hannelore Kraft eindringlich zum Abschluss der diesjährigen Cheftagung.
Einen wohlverdienten Ausklang gab es nach der lehrreichen Cheftagung in der stylischen Bielefelder Location „GlückundSeligkeit“. Mit Wladimir Klitschko, gesponsert von S. Oliver, und Gesangs-Act Lena Meyer-Landrut eingeleitet, ging die Abschlussparty noch bis in die frühen Morgenstunden.
Text: Dorothea Zaczynski
BU1: Dr. Daniel Terberger mit TV – Moderatorin Tamara Gräfin von Nayhauss in der Podiumsdiskussion. (Foto: ©Katag AG)
BU2: Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin von NRW, plädiert für mehr Selbstbewusstsein. (Foto: ©Katag AG)
BU3: Sängerin Lena Meyer-Landrut sorgte für musikalische Unterhaltung am Abend. (Foto: © Jürgen Riedel)
Titelbild: (Foto: © Jürgen Riedel)
