Karriere-Neustart – Wie Arbeitgeber von Umschülern profitieren können

OWL. Sie hat gezeigt, wie es geht: Mit 55 Jahren arbeitet die Lemgoerin Karin Grünner in Europas größter Gesellschaft für angewandte Forschung – als Fachinformatikerin Systemintegration. Was kompliziert klingt, lässt sich allerdings einfach herunterbrechen: Facheinkauf Informationstechnologie, Eventunterstützung und Pflege der IT-Infrastruktur. Das Ganze erledigt sie beim Fraunhofer IOSB-INA – Institutsteil für industrielle Automation, welches als Partner im Forschungs- und Entwicklungszentrum CENTRUM IT (CIIT) agiert, dem weltweit ersten Science-to-Business-Center im Bereich der industriellen Automation. 

Astrid Alteheld (Assistentin der IOSB-INA-Institutsleitung); Markus Schwarzer (Leiter der Geschäftsstellen Blomberg und Lemgo der Detmolder Arbeitsagentur); Karin Grünner (Fachinformatikerin Systemintegration)

Astrid Alteheld (Assistentin der IOSB-INA-Institutsleitung); Markus Schwarzer (Leiter der Geschäftsstellen Blomberg und Lemgo der Detmolder Arbeitsagentur); Karin Grünner (Fachinformatikerin Systemintegration)

Jetzt wird es schon ein wenig komplizierter, oder?! – Astrid Alteheld, Assistentin der IOSB-INA-Institutsleitung und für die Personalrekrutierung zuständig, winkt ab: „Wir forschen und entwickeln im Bereich der industriellen Automation. Das sind unter anderem Assistenzsysteme, das kann zum Beispiel eine smarte Brille zum Steuern von Industriemaschinen sein. Assistenzsysteme können große Datenmengen für Anlagenbetreiber beherrschbar machen oder auch Menschen mit körperlichem oder geistigem Handicap helfen, beruflich teilzuhaben.“

Dass Karin Grünner seit 2016 mit zum Fraunhofer-Team gehört, ist für die Umschülerin zurzeit noch „wie ein kleines Wunder“. „Die schöpferische Dynamik im Wissenschaftsbetrieb ist hier so groß, dass man einfach jeden Tag dazu lernen muss“, schwärmt die ehemals gelernte Schriftsetzerin, die bereits vor ihrer Umschulung im Bereich IT tätig war. Sie hatte Internetshops aufgebaut und war immer zur Stelle, wenn es im privaten Umfeld zu Computerproblemen kam. Aus der technischen Affinität entwickelte die Lemgoerin, die in ihrer Freizeit gerne Sport treibt, für sich einen neuern Beruf, nämlich den der Fachinformatikerin.

Markus Schwarzer, Leiter der Geschäftsstellen Blomberg und Lemgo der Detmolder Arbeitsagentur, weiß, dass erlernte Berufe – wie der Schriftsetzer – oft kein ganzes Arbeitsleben tragen. „Die Lösung kann, wie in diesem Fall, eine Umschulung sein, welche von der Arbeitsagentur unter bestimmten Voraussetzungen gefördert wird.“ Da der heimische Arbeitsmarkt dringend IT-Fachkräfte benötigt, stand der Bewilligung der zweijährigen Umschulung nichts im Weg, zumal Karin Grünner die persönliche Eignung mitbrachte.

Von Sommer 2015 bis Sommer 2017 erlernte die Lemgoerin ihren neuen Beruf, der als dualer Ausbildungsberuf drei Jahre lang dauert. „Ein komprimiertes Lernen war natürlich notwendig“, so Grünner, „aber eine solche Perspektive lässt man sich nicht nehmen, und setzt alles daran, Erfolg zu haben, in der Theorie und im Praktikumsbetrieb.“ Ein halbes Jahr Praktikum von Frau Grünner bei Fraunhofer hatte schließlich beide Seiten von einer beruflichen Zukunft überzeugt. „Wir sehen es ja tagtäglich: Helferstellen werden zunehmend abgebaut. Nur wer sich weiterbildet, wird auch in Zukunft eine gute Beschäftigungschance haben. Man sollte also im eigenen Interesse stets aktiv werden“, ergänzt Astrid Alteheld.