Jahresrückblick 2016: Klinikum Gütersloh erwirtschaftet Überschuss

2017_01_20 JahresrückblickGütersloh . Das Klinikum Gütersloh blickt auf ein bewegtes Jahr zurück. Bauprojekte, personelle Neuerungen auf Chefarztebene sowie ein Maßnahmenpaket zur Einsparung von Kosten prägten 2016.

Finanzen

Nach dem Defizit von rund 1,6 Mio. Euro im Jahr 2015 erwartet das Klinikum in der Hochrechnung für 2016 wieder ein positives Jahresergebnis. Die genaue Höhe wird erst Ende Juni feststehen; dann wird der Aufsichtsrat des Klinikums das Ergebnis auch formal absegnen. „Wenn man berücksichtigt, dass wir im Jahr 2015 einen Verlust von rund 1,6 Mio. Euro erzielt haben, dann ist das Erreichen eines positiven Jahresergebnisses eine große Leistung, auf die wir stolz sein können. Mein Dank geht an alle Mitarbeiter des Klinikums, die gemeinsam an einem Strang gezogen haben und so das negative Ergebnis aus dem Vorjahr drehen konnten“, sagt Maud Beste, Geschäftsführerin des Klinikum Gütersloh.

Anhand der Ergebnisse einer Markt- und Potentialanalyse hatte sich das Klinikum Anfang 2016 strategische Ziele für die kommenden Jahre gesetzt und daraus eine konkrete Maßnahmenliste abgeleitet, die in 2016 und 2017 abgearbeitet werden. Zu diesen Maßnahmen gehörten beispielsweise die Etablierung einer Kurzliegerstation, der konsequente Abbau von Resturlauben und Überstunden, die Reduktion der Kosten für den medizinischen Bedarf sowie der Rückgang der Ausgaben für Honorarärzte. „Die Kosteneinsparungen sind bewusst nicht zulasten der Mitarbeiter getroffen worden, vor allem nicht zu Lasten der Pflegekräfte, so dass wir weitgehend ohne Personalkürzung ausgekommen sind“, so Beste.

Neben diesen Maßnahmen konnte außerdem die Leistung in fast allen Bereichen gesteigert werden: „Das gute Ergebnis lässt sich auch auf die gestiegenen Patientenzahlen zurückführen. 20.537 Patienten – und damit rund 720 mehr als im Vorjahr – ließen sich 2016 im Klinikum behandeln“, sagt Beste. Durch optimierte Behandlungsabläufe in allen Fachkliniken konnte die durchschnittliche Aufenthaltsdauer noch weiter auf rund fünf Tage reduziert werden. „Ziel ist es, unsere Prozesse effizient zu gestalten und unseren Patienten eine sehr gute Versorgung zu bieten“, betont Beste.

2015 2016
Fallzahlen 19.815 20.537
Verweildauer 5,22 Tage 5,02 Tage

Aufstockung des Parkhauses 

Die Aufstockung des Parkhauses am Klinikum Gütersloh ist abgeschlossen: Seit November 2016 steht das Parkhaus mit nun 134 zusätzlichen Stellplätzen wieder zur Verfügung. Um seinen Patienten, Besuchern und Mitarbeitern bessere Parkbedingungen bieten zu können, hatte das Klinikum sein Parkhaus um vier weitere Halbgeschosse erweitert. „Wir danken unseren Patienten und Besuchern für ihr Verständnis für die Baumaßnahme und die damit verbundenen Einschränkungen. Die neuen Stellplätze werden inzwischen sehr gut genutzt und tragen zu einer Entzerrung des Parkplatzproblems rund um das Klinikum bei“, sagt Maud Beste. Nach der Aufstockung verfügt das Parkhaus jetzt über 327 Stellplätze. Insgesamt stehen damit auf dem Klinikgelände mit dem Parkplatz an der Hochstraße und der Tiefgarage des Ärztehauses II 517 Parkplätze bereit.

Ausweitung der Geburtshilfe

Erstmals seit langer Zeit sind im Klinikum Gütersloh wieder mehr als 700 Kinder in einem Jahr zur Welt gekommen: 776 Mädchen und Jungen wurden 2016 hier geboren. „Wir freuen uns sehr, dass uns immer mehr werdende Eltern das Vertrauen schenken und ihr Kind im Klinikum Gütersloh zur Welt bringen“, sagt Geschäftsführerin Maud Beste. „Es zeigt, dass wir mit dem Neubau des Kreißsaals und den weiteren Investitionen und Neuerungen alles richtig gemacht haben. Herzlichen Dank an das gesamte Team der Geburtshilfe, die unseren Eltern und ihren Kindern den Start in ein gemeinsames Leben so angenehm wie möglich machen.“

Die Geburtshilfe im Klinikum Gütersloh wurde in den letzten Monaten kontinuierlich ausgebaut. Im September 2015 wurde ein neuer Kreißsaal mit drei modernen Entbindungssälen eröffnet, im Februar 2016 erhielt das Klinikum die Auszeichnung als ‚babyfreundliche Geburtsklinik‘ von der WHO/UNICEF-Initiative. Geburtskliniken mit dieser Auszeichnung verwirklichen die B.E.St.®-Kriterien, die für ‚Bindung‘, ‚Entwicklung‘ und ‚Stillen‘ stehen. Diese Kriterien haben nachweislich eine gesundheitsfördernde Wirkung und stärken die Bindung zwischen dem Neugeborenem und seinen Eltern. So wird beispielsweise allen Frauen ermöglicht, ab der Geburt ununterbrochen direkten Hautkontakt mit ihrem Baby zu haben. Darüber hinaus ermuntert das Klinikum die jungen Mütter zum Stillen, da die einzigartigen Immunstoffe auf natürliche Weise das Immunsystem des Babys stärken.

Seit Anfang September 2016 gibt es im Klinikum Gütersloh zudem ein neues innovatives Betreuungskonzept, das Frauen im Klinikum Gütersloh neben der normalen, ärztlich geleiteten Geburt in Anspruch nehmen können: den hebammengeleiteten Kreißsaal. Hier können werdende Mütter, deren Schwangerschaft unproblematisch verläuft, auf Wunsch ihre Entbindung ausschließlich von Hebammen betreuen lassen. Auch die hebammengeleiteten Geburten werden in den Räumlichkeiten des neuen Kreißsaals durchgeführt. Das Klinikum ist das erste Krankenhaus im Kreis Gütersloh, das dieses Konzept zusätzlich anbietet.

20 Jahre Palliativstation

Es ist ein Ort der Ruhe und der Geborgenheit: Auf der Palliativstation des Klinikum Gütersloh werden Menschen behandelt, die an einer nicht heilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung leiden. Die Station wurde 1996 eröffnet und gehört damit zu den ersten Palliativstationen, die in NRW aufgebaut wurden. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums wurde im Rahmen einer Feierstunde Ende Oktober auf die Entstehung der Abteilung und ihre Entwicklung in den vergangenen 20 Jahren zurückgeschaut sowie ein Blick auf die Zukunft der Palliativmedizin geworfen.

Nicht die Genesung, sondern die bestmögliche Linderung von körperlichen Beschwerden, psychosoziale Unterstützung und Angebote der spirituellen Begleitung sowie eine einfühlsame Fürsorge – das sind die zentralen Ziele der Behandlung auf der Palliativstation. Auf der Station – der einzigen dieser Art im Kreis Gütersloh – bestimmen die Bedürfnisse der Patienten den Tagesablauf, es herrscht ein familiärer Charakter. In den 20 Jahren wurden mehr als 3.000 Patienten auf der Station im Klinikum Gütersloh betreut. „Die Palliativstation ist eine echte Erfolgsgeschichte, ein herausragender Teil des Hauses und ein Alleinstellungsmerkmal, das in die ganze Region ausstrahlt; nicht zuletzt dank seines außerordentlich engagierten Teams unter der fachlichen Leitung von Herrn Dr. Herbert Kaiser“, sagt PD Dr. Gero Massenkeil, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II. In der zweiten Jahreshälfte 2017 wird Dr. Herbert Kaiser in den Ruhestand gehen; das Verfahren zur Nachbesetzung läuft derzeit.

Personalia

2016 wurden im Klinikum gleich zwei neue Chefärzte begrüßt: Frau Dr. Wencke Ruhwedel hat am 1. April die Leitung der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Gütersloh übernommen. Sie trat damit die Nachfolge von Dr. Joachim Hulde an, der nach 22 erfolgreichen Jahren als Chefarzt in den Ruhestand geht. Unter der Leitung von Frau Dr. Ruhwedel wurde die Geburtshilfe deutlich ausgebaut. Außerdem brachte sie mit der totalen mesometrialen Resektion (TMMR) eine neue Operationsmethode bei Gebärmutterhalskrebs mit an das Klinikum Gütersloh, welches nun als eines von deutschlandweit nur neun TMMR-Studienzentren zugelassen ist. Die TMMR ist eine besonders nervenschonende Operationstechnik, die eine Heilungsrate von ca. 94% bietet – im Vergleich zur herkömmlichen operativen Therapie ist dieser Wert damit um ca. 14% höher.

PD Dr. Matthias Kapischke ist seit Oktober Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie. Er hat den Posten von Prof. Dr. Manfred Varney übernommen, der am 30. April in den Ruhestand gegangen ist. In der Interimszeit wurde die Klinik von dem langjährigen leitenden Oberarzt Dr. Eckhard Hübener geführt. „Die Patientenzahlen haben sich seitdem sehr positiv entwickelt“, freut sich Maud Beste. Insbesondere das Spektrum minimalinvasiver Techniken, also operativen Eingriffen mit nur sehr kleinen Schnitten, wurde unter Dr. Kapischke in der Allgemein- und Viszeralchirurgie schon weiter ausgebaut. Ziel für die Zukunft ist es, ein Pankreaszentrum zu etablieren, welches gut- und bösartige Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse behandelt.

Darüber hinaus wurde Dr. Eugen Klein als langjähriger Chefarzt im Evangelischen Krankenhaus in Rheda und im Klinikum Gütersloh verabschiedet. Den Staffelstab an seinen Nachfolger Dr. Frank Hellwich hatte Dr. Klein bereits im Januar 2015 übergeben und sich seitdem nach und nach mehr zurückgezogen.

Anfang Januar 2017 ist PD Dr. Werner Koch, von 1971 bis 1994 Chefarzt der Chirurgischen Klinik am damaligen Städtischen Krankenhaus Gütersloh, verstorben. Das Klinikum Gütersloh trauert um seinen ehemaligen Chefarzt, der über zwei Jahrzehnte fachlich und menschlich seinen wertvollen

Beitrag zur Versorgung der Patienten geleistet und die Entwicklung der Klinik bis zu ihren heutigen Spezialisierungen entscheidend geprägt hat.

Gründung Förderverein

Die Arbeit des Klinikum Gütersloh wird künftig von einem Förderverein unterstützt: Mitte Dezember wurde der „Verein der Freunde und Förderer des Klinikum Gütersloh“ offiziell gegründet. Der Förderverein möchte die Weiter- und Fortentwicklung des Hauses in gemeinnütziger Weise begleiten und Projekte unterstützen, die durch die Regelfinanzierung nicht abgedeckt werden. Dazu kann zum Beispiel die Beschaffung von Geräten zur Diagnostik und Therapie von Patienten des Klinikums oder von Hilfsmitteln zur Erleichterung der Pflegearbeit zählen. Auch Fortbildungsmaßnahmen für Ärzte, Pflegekräfte und andere an der Betreuung der Patienten beteiligte Mitarbeiter werden finanziell unterstützt. Außerdem können bauliche Maßnahmen zur Gestaltung von patientennahen Bereichen sowie nicht oder nicht-ausreichend refinanzierte sonstige Angebote für Patienten und Mitarbeiter des Klinikums gefördert werden.

Der geschäftsführende Vorstand des Vereins ist mit drei Personen besetzt: Maria Unger, ehemalige Gütersloher Bürgermeisterin, übernimmt den Posten als Vorsitzende, Dr. Siegfried Luther, ehemaliger Finanzvorstand der Bertelsmann AG, ist ihr Stellvertreter. Jörg Hoffend, Vorstand der Sparkasse Gütersloh, ist Schatzmeister des Fördervereins. Dem erweiterten Vorstand gehören Annette Kornblum, Hans-Dieter Hucke sowie die beiden pensionierten Chefärzte Dr. Joachim Hulde und Prof. Dr. Heinrich Ditter an. Weitere Gründungsmitglieder sind die ehemaligen Chefärzte Dr. Frieder Altstaedt, Prof. Dr. Claus Gropp, Prof. Dr. Ludwig Pippig, Prof. Dr. Dietrich Paravicini und Dr. Werner Leimkühler sowie Apotheker Peter Isenbort und Claus-Dieter Hunke, ehemaliger Regionaldirektor der IKK Gütersloh.

Ausblick auf 2017

Um auch in Zukunft weiterhin eine optimale Versorgungstruktur auf höchstem medizinischen Niveau anbieten zu können, wird seit einigen Wochen die Endoskopie im Klinikum Gütersloh ausgebaut: Hier entstehen neue Untersuchungsräume für Koloskopien (Darmspiegelungen) und Gastroskopien (Magenspiegelungen) sowie ein größerer Aufwach- und Überwachungsraum. Die Abteilung für Bronchoskopie (Lungenspiegelung) ist bereits 2014 saniert worden. Möglich geworden ist die räumliche Erweiterung auf eine Fläche von über 500 Quadratmetern durch den Umzug des Labors, durch den Kapazitäten für größere Untersuchungsräume geschaffen wurden. Das Investitionsvolumen beträgt rund 1,8 Millionen Euro. Die Fertigstellung ist für Herbst 2017 geplant.

Am 01. Januar 2017 hat Dr. Viktoria Bartmann als zusätzliche Anästhesistin mit einem Kassenarztsitz im Medizinischen Versorgungszentrum des Klinikums im Ambulanten OP-Zentrum ihre Tätigkeit aufgenommen. Dr. Bartmann ist Fachärztin für Anästhesiologie und hat zuvor in der Teutoklinik Bielefeld gearbeitet. Mit rund 3.500 Operationen in 2016 (rund 1.700 durchgeführt von Ärzten aus dem Klinikum, mehr als 1.800 von niedergelassenen Ärzten) hat das Ambulante OP-Zentrum seine Operationszahlen steigern können. „Mit Dr. Bartmann haben wir neben Dr. Gesine Groth eine weitere hervorragende Fachärztin gewinnen können, die die Patienten anästhesiologisch begleitet. In 2017 können wir so den Bedarf nach einer höheren Zahl an Operationen decken“, so Anne Reichenbach, kaufmännische Direktorin des Klinikum Gütersloh.

Darüber hinaus ist für 2017 ein weiteres Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Klinikums geschnürt worden, welches vor allem Prozesse optimieren soll. Auf diese Weise soll dem grundsätzlichen Problem der mangelnden Investitionsfinanzierung begegnet werden, welches alle Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen betrifft: „Das Land NRW zahlt derzeit nur unzureichende Mittel für eine moderne Infrastruktur und Technik in den Krankenhäusern, obwohl es eigentlich gesetzlich dazu verpflichtet ist“, erläutert Aufsichtsratsvorsitzender Matthias Trepper. „Die notwendigen Mittel für Investitionen in Gebäude und Medizintechnik erwirtschaften die Kliniken – der Not gehorchend – aus den Betriebserlösen, obwohl Investitionsmittel dort nicht einkalkuliert sind. Auf diese Weise steigt in den Krankenhäusern der Rationalisierungsdruck auf das Personal, der die Mitarbeiter auf allen Ebenen an ihre Belastungsgrenzen geführt hat. Zum anderen ist ein fortschreitender Substanzverfall der Infrastruktur gegeben, der später auch mit Notprogrammen kaum noch korrigiert werden kann.“ Notwendige Investitionen im Klinikum Gütersloh wie beispielsweise in den Brandschutz sollen deshalb aus Eigenmitteln finanziert werden.

Foto:

Im Jahr 2016 wurde im Klinikum Gütersloh viel bewegt – unter anderem wurde auch die Erweiterung des Parkhauses abgeschlossen. Das Bild zeigt PD Dr. Gero Massenkeil (Ärztlicher Direktor), Matthias Trepper (Vorsitzender des Aufsichtsrats), Anne Reichenbach (Kaufmännische Direktorin), Jens Alberti (Pflegedirektor) und Maud Beste (Geschäftsführerin des Klinikum Gütersloh) auf dem obersten Parkdeck mit Blick auf das Klinikum und das Ärztehaus I.