Höhere Backqualitäten mit weniger Protein!

3. Detmolder Biotagung vom 13. – 14. November 2019
Foto: Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung (AGF) e.V. / DIGeFa GmbH

Foto: Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung (AGF) e.V. / DIGeFa GmbH

Detmold. Die Detmolder Bio – Tagung der AGF (diesmal in Kooperation mit der „BIO – Welt“, dem „Wirtschaftsmagazin für den gesamten Biomarkt“) kann nach ihrer dritten Ausrichtung als gut etabliert gelten. „Wachstum“ ist oft durchaus auch ein problematisches Kriterium, doch wenn steigende Teilnehmerzahlen der Nachhaltigkeit dienen, wie in diesem Fall, dann kann man sich ungetrübt darüber freuen. Dass der Absatz von lebendigem, ökologisch produziertem Getreide steigt, ist in jedem Fall ein Beitrag für eine gesündere Umwelt und diese Tagung ist ein wichtiger Baustein für die Vernetzung einer Branche, die das möglich macht.

Der erste Beitrag des ersten Tagungstages, der am frühen Nachmittag, direkt nach der „70. Tagung für Bäckereitechnologie“, am selben Ort stattfand, nahm sich sogleich des Themas „Biogetreide im Zeichen des Klimawandels“ an. Peter Stallberger, Geschäftsführer der Goodmills Österreich GmbH, referierte über die Vor -und Nachteile eines wärmeren, trockeneren, aber unter Umständen auch feuchteren Klimas. Wärmeres Klima bringt neue Schädlinge, z.B. die Getreidewanze, die in Mitteleuropa bisher selten war. Außerdem findet die Abreifung der verschiedenen Getreide komprimierter und ziemlich gleichzeitig statt, was nicht nur die Lagerstätten vor Herausforderungen stellt. Die Trockenheit führt zudem im Extremfall zur Notreife. Generell, so Stallbergers Fazit, „ist die Biolandwirtschaft aber besser für den Klimawandel aufgestellt“ als die „konventionelle“.

Die Juristin Dr. Karola Krell fragte „Wie BIO ist die Schweiz?  “ und informierte über viele legale Aspekte der Bio – Zertifizierung, Probleme mit Rückstandsgrenzwerten und ganz allgemein über die BIO – Situation bei den Eidgenossen. Die Entwicklung der österreichischen Bio – Getreidehandelsbranche bis 2030 prognostizierte wiederum Lisa – Maria Schrittwieser, Geschäftsführerin der MKL Schrittwieser GmbH. In dem „immer – noch – Bio – Vorreiterland“ sieht sie immer noch eine Tendenz zu weiterem Wachstum und hält in Österreich einen Bio – Anteil von 60% für möglich, obwohl Demeter von einer rückläufigen Entwicklung ausgeht. Klaus – Jürgen Hollstein referierte darüber „Wo der Biomarkt wächst: Rohwaren, Produkte und Verbraucherwünsche“. So konnte er z.B. verkünden: „Im ersten Halbjahr 2019 ist der deutsche Biomarkt kräftig mit über 15% gewachsen“ und auch die Öko – Fläche ist gewachsen.

Allerdings ist die Entwicklung beim Umsatz von frischem Brot, mit 1% Wachstum, „deprimierend“. Einige der von Hollstein genannten Zahlen und Fakten waren durchaus irritierend bis überraschend: „Aldi ist nach Zahlen der größte Bio – Händler“. Oder: „Hafermilch ist der Gewinner des letzten Jahres. Hafermilch ist ständig ausverkauft.“ Oder: „Der Naturkosthandel ist ein ewiges Zahlenärgernis“ was seine allgemeine Frustration über die lückenhafte Datenlage in der Biobranche ausdrückte. Ein Highlight der Tagung war das Gespräch zwischen Michael Köser, Bäcker und Inhaber der „Køniglichen Backstube“ in Berlin – Rixdorf, und Kati Gausmann (Bildende Künstlerin) , am Beginn des zweiten Tages. Die beiden erklärten, wie eine Bio – Bäckerei, mit nur einem Bäcker, Kunst, viel Phantasie, Charme und Liebe für den Kiez, erfolgreich arbeiten kann, auch wenn der Backtag erst um sieben Uhr, vor Ort, beginnt. Die gemütliche Ladenbackstube mit Kaffee – Ausschank und kleiner Kunst – Ausstellung dürfte einen Besuch wert sein, wenn man mal wieder in Neukölln ist.

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