Europäisches Straßentheater Festival an Pfingsten

Organisatoren stellen Programm für das diesjährige Europäische Straßentheater Festival „Bildstörung“ vor – Über 80 Vorführungen an vier Tagen

Detmold. Zu Pfingsten wird das Detmolder Stadtbild „gestört“: Das diesjährige Europäische Straßentheater Festival „Bildstörung“ findet vom 18. bis zum 21. Mai statt. Schon seit 1991 begeistert das Festival im zweijährigen Rhythmus seine Zuschauer. Für dieses Jahr werden 60.000 bis 100.000 Besucher aus der Region und darüber hinaus erwartet.

22 Gruppen aus zehn Ländern an mehr als zwölf Spielorten, 24 Performances in 75 Vorstellungen, zwei Weltpremieren und acht Deutschlandpremieren: 2018 sind erstmals mehr als 20 Gruppen bei dem Festival vertreten. Daraus ergeben sich über 80 Vorführungen, da jede Produktion drei- bis viermal stattfindet, so KulturTeam-Chef Reinhold Seeg.

„Das Festival soll die Stadtgesellschaft mit einbeziehen“, erklärt die Künstlerische Leiterin Sabine Kuhfuß. Da die Produktionen an zahlreichen Orten in der Stadt „eintauchen“, werden sowohl Besucher des Festivals als auch „normale“ Passanten auf irgendeine Weise in das jeweilige Geschehen einbezogen. Als Spielorte stehen unter anderem der Schlosspark und die Fachhochschule fest. Da bei den Performances von Electrico 28 und Tony Clifton Circus die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird für diese ein Eintrittspreis verlangt. Alle anderen Vorstellungen werden umsonst sein. „Der Zugang zu Kultur soll für alle ermöglicht werden“, betont Kuhfuß die Intention des Festivals.

Electrico 28. © Nikola Milatovic

Electrico 28. © Nikola Milatovic

Bei der Performance „Sternstunden der Menschheit“ nimmt die Gruppe Electrico 28 die Besucher mit auf einen Spaziergang der besonderen Art. Die Teilnehmer werden zu verschiedenen Orten in der Stadt geführt, outdoor sowie indoor, wobei sie stets Kopfhörer tragen werden, über die sie eine Geschichte hören. Auf diese Weise werden die „Spaziergänger“ ganz neue Eindrücke ihres Alltags erhalten. Tony Clifton Circus führt mit der Bildstörungsproduktion „Missione Roosevelt“ die Teilnehmer auf Rollstühlen durch einen Parcour durch die Stadt.

Angie Hiesl widmet sich in ihrer Produktion „x-mal Mensch Stuhl“ dem Thema des Alterns: Ältere Menschen werden in dieser Inszenierung über den Köpfen der Passanten auf Stühlen sitzen, die an zehn Fassaden in der Stadt montiert werden. Dadurch wird die Anonynmität des Alltags der Menschen nach außen projiziert, während sie ganz alltägliche Dinge auf diesen Stühlen verrichten.

Ein "Luftschloss" aus Karton. © Erica Austin

Ein „Luftschloss“ aus Karton. © Erica Austin

Der französische Künstler Olivier Grossetête lädt die Menschen zum Kartons schneiden, falten, kleben und aufbauen ein. Hier kann jeder mitmachen: es soll das Abbild eines Gebäudes entstehen, das bis zu 20 Meter hoch sein wird. Hierzu werden mehrere Workshops stattfinden, woraufhin das „Luftschloss“ am Sonntag des Veranstaltungswochenendes im Rosental aufgebaut wird. Bis Montag, wenn das Festival um 18:30 Uhr endet und das Konstrukt wieder abgebaut wird, können sich Besucher darin aufhalten. Eine spontane Teilnahme an Workshops ist möglich, Gruppen sollten sich jedoch beim Kulturteam anmelden.

Vier Tore, vier Mannschaften, ein Ball: Bei „FOOOOTBALLLL“, konzipiert von Veronika Tzekova, treten Freitag bis Montag jeweils vier Teams auf der Brunnenwiese gegeneinander an. Sechs Spieler pro Team, vier Quarters à 10 Minuten – ein alt bekanntes Spiel mit neuen Regeln. Die Spiele werden von Frank Schröder moderiert. Teilnahmemöglichkeit kann beim KulturTeam erfragt werden.

Ein androider Specht. Foto bereitgestellt vom KulturTeam der Stadt Detmold

Ein androider Specht. © Marco Barotti

„The Woodpecker“ von Marco Barotti wird koproduziert vom KulturTeam. Dabei werden androide Spechte an unterschiedlichen Orten platziert, u.a. in der Nähe des Bahnhofs und beim Landesmuseum. Diese können verschiedene elektromagnetische Strahlungsspektren in Klänge verwandeln. So wird die unsichtbare Strahlung, die beispielsweise für mobile Kommunikation und drahtlose Technologie verwendet wird und uns im alltäglichen Leben umgibt, wahrnehmbar.

Das Europäische Straßentheater Festival in Detmold ist eines der größten seiner Art in Deutschland und „hat sich auch überregional einen Namen gemacht“, freut sich Seeg. Schon jetzt steht fest, dass das Festival auch in den Jahren 2020 und 2022 stattfinden wird. Seeg: „Da kann man perspektivisch anders arbeiten.“

Text: Vanessa Seide