„Eine Portion Mut gehört dazu“

Gründer über ihren Start in die Selbständigkeit auf dem Ostwestfälischen Gründungstag

Kreis Gütersloh. Zum diesjährigen Ostwestfälischen Gründungstag luden die pro Wirtschaft GT, die Stadt Gütersloh, die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld und die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld ins Gütersloher Kreishaus ein. Rund 100 Jungunternehmer und Menschen, die noch mit dem Gedanken spielen, sich selbständig machen zu wollen, ließen sich zum Thema Gründungsstart durch ein vielseitiges Vortragsprogramm führen und auf dem Ausstellermarkt informieren. 

Informierten über den Weg in die Selbstständigkeit: (v.l.) Ulrich Tepper (IHK), Ana Cristina Lavrador (Handwerkskammer), Heinz-Rüdiger Wulfmeyer (Handwerkskammer), Aleksandra Blagojević (pro Wirtschaft GT), Rainer Schorcht (IHK), Bürgermeister Henning Schulz, Ulrich Grubert (IHK), Bastian Voigt, Michael Kaffitz und Dr. Andrea Temming (Foto: Stadt Gütersloh)

Informierten über den Weg in die Selbstständigkeit: (v.l.) Ulrich Tepper (IHK), Ana Cristina Lavrador (Handwerkskammer), Heinz-Rüdiger Wulfmeyer (Handwerkskammer), Aleksandra Blagojević (pro Wirtschaft GT), Rainer Schorcht (IHK), Bürgermeister Henning Schulz, Ulrich Grubert (IHK), Bastian Voigt, Michael Kaffitz und Dr. Andrea Temming (Foto: Stadt Gütersloh)

Nach der humorigen Begrüßung durch den IHK-Präsidenten Rainer Schorcht berichteten Gründerinnen und Gründer von ihren Erfahrungen seit Beginn ihrer Selbständigkeit. Dr. Andrea Temming aus Gütersloh ist dreifache Mutter und hat sich mit ihrer Agentur „Karrierehaus“ vor einiger Zeit nebenberuflich selbständig gemacht. „Mir war es wichtig, einer ganz besonderen Zielgruppe Gehör zu verschaffen. So entstand die Idee zum Karrierehaus. Ich biete individuelles Coaching, Mentoring und Workshops für junge Menschen, deren Potentiale, Ängste und Bedürfnisse in unserer Leistungsgesellschaft nicht immer Berücksichtigung finden. Sie brauchen Support von einer neutralen Stelle, die sie in ihrer Studien- oder Berufswahl unterstützt“, sagt Andrea Temming. „Da es nicht immer leicht  ist, Familie und Job unter einen Hut zu bringen, entschied ich mich zur nebenberuflichen Selbständigkeit, worüber ich sehr glücklich bin.“

Michael Kaffitz aus Rheda-Wiedenbrück ist Handwerker mit Leib und Seele. Reparieren statt Wegwerfen und Wertvolles erhalten – das sind seine Vorstellungen vom nachhaltigen Leben. Mit Anfang 50 entschloss sich der gelernte Polsterer seinen sicheren Arbeitsplatz in der Industrie zu verlassen und wagte den Schritt in die Vollselbständigkeit. Obwohl seine Arbeitswoche oft 60 Stunden hat, liebt er das selbstbestimmte Arbeiten und den persönlichen Kontakt zu seinen Kunden. Doch nicht nur private Kunden will der Unternehmer erreichen, auch sind individuelle Arbeiten, wie man sie in der Gastronomie oder in der Oldtimerbranche findet, äußerst interessant, um sein handwerkliches Können unter Beweis zu stellen. Auf die Frage, was man am meisten braucht für den Sprung ins kalte Wasser der Selbständigkeit, sagt er: „Eine Portion Mut gehört dazu, viel Geduld und ein kleines finanzielles Polster für den Anfang. Auch ist wichtig, dass die eigene Familie hinter einem steht und den Traum der Selbständigkeit mit unterstützt.“ 

Das sieht auch Bastian Voigt so. Der Jungunternehmer hat Wirtschaftsrecht studiert, sah sich aber jahrelang im falschen Job. Dann machte er seine Liebe zu Oldtimern vom Hobby zum Beruf. Animiert durch viele Familienmitglieder, die ebenfalls selbständig sind und seine Leidenschaft für historische Fahrzeuge, startete er einen Oldtimerhandel in Verl. Mittlerweile verkauft er in die ganze Welt und plant sogar die Erweiterung seines Geschäfts um eine Auktionsplattform, wo er die alten Schätzchen seiner Kunden versteigern wird. Langsam anfangen und langsam wachsen, das ist sein Motto. „Die eigenen Zahlen und den Markt im Auge behalten, ist sehr wichtig“, sagt er. Trotz schwindelerregender Summen, um die sich sein Geschäft dreht, bleibt er gelassen. „Das ist doch nur eine Zahl auf dem Papier. Viel wichtiger es ist doch, zufriedene Kunden zu haben, zu denen man ein gutes Vertrauensverhältnis hat.“ 

Die drei Gründer wurden während ihrer Gründungsphase und danach durch Veranstalter des Gründungstages beraten und auf ihrem Weg in die Selbständigkeit begleitet. Die Institutionen stellten in ihren Vorträgen die Grundlagen der Existenzgründung und ihre Netzwerke vor, wozu auch der Mentoren-Service gehört. Neben Christian Terhechte, der zum Thema „kleines Budget“ referierte, informierte die NRW.Bank über Bankgespräche und die Förderprogramme. Stefan Deppe ist Steuerberater und rundete die Veranstaltung mit zwei Vorträgen zu den wichtigen Themen Steuern, Kalkulation und Erfolgskontrolle ab.

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