Die Idylle trügt – tödlichen Gefahren in Baggerseen – Zwei Tote am Wochenende!

Habichtsee-3Kreis Paderborn (krpb). Auch wenn der Sommer noch so aufdreht und Temperaturen bis an die 30 Grad-Marke für das kommende Wochenende prognostiziert werden: „Baggerseen sind keine natürlichen Schwimmbäder sondern schlicht Baustellen“, betont Landrat Manfred Müller. Müller warnt auch in diesem Jahr vor den nicht sichtbaren Gefahren in Baggerseen und weist eindringlich auf die Beachtung der von den Seeeigentümern oder auch in Naturschutzgebieten und Landschaftsschutzgebieten ausgesprochenen Badeverbote hin.

Die Gefahren lauern unter der Oberfläche. Bereits alte Bau- und Betonteile oder Stromkabel machen das Baden zum unkalkulierbaren Risiko. Die Ufer sind nicht befestigt und können steil abfallen. Eiskalte Unterströmungen und die fehlende Sichttiefe sind weitere Gefahrenmomente. Schwimmer können leicht in Panik geraten, wenn sie plötzlich in kalte Wasserschichten geraten oder keinen Grund mehr unter den Füßen spüren. Das „mal eben in den See springen“ wird vielen zum Verhängnis, weil die Kräfte schwinden oder Krämpfe bzw. Herz-Kreislauf-Beschwerden sich einstellen. Kreisgesundheitsamtsleiter Dr. Georg Alles erläutert, was im Körper passiert, wenn ein völlig verschwitzter und „aufgeheizter“ Mensch ins Wasser springt: „Durch einen im Menschen angelegten Reflexmechanismus kann es im ungünstigen Fall zu einer Bewusstlosigkeit kommen, die z.B. durch Herz-Rhythmus-Störungen und Gefäßsteuerungsvorgänge im Körper zu Stande kommen. Man spricht hier auch von einem atypischen Ertrinken bzw. dem Badetod“, so Alles. Die Mediziner nennen das auch den „leisen Tod“. Die Menschen gehen ohne Kampf unter. Deshalb gilt: Langsam ins Wasser steigen, sich an das Wasser „gewöhnen“. Auch sollte niemand mit vollem Magen geschweige denn unter Alkoholeinfluss sich in die Fluten begeben.

„Geht der Betroffene unter, haben die Rettungskräfte aufgrund des trüben Wassers nur eine kleine Chance, den verunglückten Badenden überhaupt zu finden und zu retten“, sagt Dirk Nölting, Leiter der Kreisfeuerwehrzentrale mit Sitz in Büren-Ahden. Wer einen Badeunfall beobachtet, sollte umgehend den Notruf betätigen, also die 112 wählen. Im Kreis Paderborn sind alle Baggerseen oder sonstigen Gewässer, die erfahrungsgemäß im Sommer aufgesucht werden, mit Schildern versehen. Dort sind Orts- und Kennziffern aufgedruckt. Bei der Meldung des Notfalls an die Kreisfeuerwehrzentrale über die 112 sollte diese Kennziffer genannt werden. Sie hilft den Rettungseinsatzkräften, den Unglücksort schneller zu finden.

Die traurige Bilanz des Jahres 2013: Am 19. Juli ging ein 41-Jähriger im Lippesee unter, an einer unbeaufsichtigten Stelle mit Badeverbot. Er konnte gut eine Woche später nur noch tot geborgen werden. Am 29. Juli ertrank ein 50-Jähriger im Habichtsee.

Lübbecke/Bünde. Ein 37-Jähriger kam Samstagabend (19.07.2014) bei einem tragischen Badeunfall ums Leben. Der Mann aus Bünde (Kreis Herford) befand sich mit Freunden am Naturbadesee „Kleihügelsee“ in Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke). Gegen 19 Uhr bemerkten Zeugen seine auffälligen Bewegungen. Sie schwammen sofort zu ihm raus und brachten ihn ans Ufer. Trotz sofortiger Reanimation, die später durch einen hinzugerufenen Notarzt fortgesetzt wurde, verstarb er noch am Unglücksort. Neben den eingesetzten Rettungskräften kümmerte sich auch ein Notfallseelsorger um die Anwesenden. Nach den durchgeführten Ermittlungen ist von einem Unglücksfall auszugehen.

LippeAm Sonntagnachmittag (20.07.2014) endete für einen 19-Jährigen aus Bielefeld ein Aufenthalt im Badesee am Weserfreizeitzentrum tödlich. Der Nichtschwimmer wollte gemeinsam mit einem Bekannten eine etwa acht Meter vom Nichtschwimmerbereich entfernt gelegene künstliche „Insel“ im Schwimmerbereich erreichen und hielt sich an seinem Freund absprachegemäß aufgrund seiner mangelnden Schwimmfähigkeiten fest. Bereits nach einigen Metern schwanden bei beiden die Kräfte und sie tauchten ab. Während der Freund nach kurzer Zeit wieder an die Oberfläche kam, blieb der 19-Jährige verschwunden. Sofort eilten Helfer, darunter auch eine DLRG-Aufsicht herbei und versuchten den jungen Mann zu finden. Da das Wasser an der besagten Stelle um die sechs Meter tief ist und zur Unglückszeit nur eine Sichtweite von etwa 20 Zentimetern im Wasser herrschte, verlief die Suche erfolglos. Ein Taucher konnte später den leblosen Körper des 19-Jährigen bergen. Sofort eingeleitete Reanimationsmaßnahmen verliefen leider erfolglos. Es gibt keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden.

Sichere Alternativen bieten öffentliche Frei- und Hallenbäder, denn hier ist immer eine Badeaufsicht und damit rechtzeitig Hilfe zur Stelle.

Bildunterzeile:

Still ruht hier beispielsweise der Habichtsee: Die Idylle trügt – unter der Oberfläche von Baggerseen lauern tödliche Gefahren.

Vorn im Bild: Ein Wegweiser für die Rettungskräfte: Im Notfall die 112 wählen und dem Disponenten die Kennziffer nennen

Foto: Kreis Paderborn