Die Idylle trügt: Tödliche Gefahren in Baggerseen

Habichtsee-WarnungKreis Paderborn (krpb). Sonnenschein und Badetemperaturen prognostizieren die Meteorologen für das lange Himmelfahrtswochenende. Viele dürften unterwegs sein und Abkühlung suchen. Landrat Manfred Müller warnt deshalb auch in diesem Jahr vor den tödlichen Gefahren in Baggerseen. Auch wenn diese noch so einladend und harmlos aussehen. Die Idylle trügt. Jedes Jahr neu ertrinken bundesweit Menschen, weil sie die Gefahren wie steil abfallende Ufer und plötzliche Untiefen sowie eiskalte Wasserschichten unterschätzen. Da die Seen eigentlich Baustellen sind, verbergen sich unter der Wasseroberfläche mitunter alte Stromkabel oder auch Betonteile, die den Schwimmer zusätzlich gefährden. Der Kreis Paderborn hat bereits im letzten Jahr Handzettel in einfacher Sprache verfasst und diese vom Fachdienst für Integration und Migration des Caritasverbandes Paderborn in sechs Sprachen (albanisch, arabisch, englisch, französisch, serbisch und persisch) übersetzen lassen. Denn besonders gefährdet sind auch geflüchtete Menschen, weil viele von ihnen weder schwimmen noch die Gefahren der hiesigen Gewässer einschätzen können. Die Infoblätter enthalten Sicherheitshinweise und grundsätzliche Baderegeln und stehen auf den Kreisseiten unter www.kreis-paderborn.de zum Herunterladen bereit. Der in deutscher Sprache verfasste Handzettel ist dort ebenfalls hinterlegt und kann für weitere Übersetzungen genutzt werden.

Gefährlich sind auch eiskalte Unterströmungen und die fehlende Sichttiefe. Schwimmer können leicht in Panik geraten, wenn sie plötzlich in kalte Wasserschichten geraten oder keinen Grund mehr unter den Füßen spüren. Das „mal eben in den See springen“ wird vielen zum Verhängnis, weil die Kräfte schwinden oder Krämpfe bzw. Herz-Kreislauf-Beschwerden sich einstellen.

Wenn ein völlig verschwitzter und „aufgeheizter“ Mensch ins Wasser springt, setzt ein im Menschen angelegter Reflexmechanismus ein. Im ungünstigen Fall kommt es zu einer Bewusstlosigkeit, die z.B. durch Herz-Rhythmus-Störungen und Gefäßsteuerungsvorgänge im Körper entstehen. Mediziner sprechen von einem atypischen Ertrinken oder auch dem „leisen Tod“. Die Menschen gehen ohne Kampf unter. Deshalb gilt: Langsam ins Wasser steigen, sich an das Wasser „gewöhnen“. Auch sollte niemand mit vollem Magen geschweige denn unter Alkoholeinfluss sich in die Fluten begeben.

„Sowohl im Wasser wie auch in den Uferzonen kann man sich leicht kleine, oft unbemerkte Verletzungen zuziehen. Die sind oft schon wieder vergessen, wenn plötzlich Fieber und Schwächegefühl, vielleicht auch starke Kopf- und Gliederschmerzen oder Schwindel auftreten“, warnt der Leiter des Paderborner Kreisgesundheitsamtes, Uwe Litwiakow. Als leichte Sommergrippe verkannt, könne sich dahinter eine Sepsis, also eine Blutvergiftung im ganzen Körper verbergen, die durch Krankheitserreger ausgelöst wurde, die über die kleine Wunde vom Baggersee in den Körper gelangten. „Erfolgt keine sofortige Behandlung kann der Patient binnen Stunden versterben. Also Vorsicht am Baggersee!“, bekräftigt Litwiakow.

„Geht der Betroffene unter, haben die Rettungskräfte aufgrund des trüben Wassers nur eine kleine Chance, den verunglückten Badenden überhaupt zu finden und zu retten“, sagt Theo Kleemann, Leiter der Kreisfeuerwehrzentrale mit Sitz in Büren-Ahden. Wer einen Badeunfall beobachtet, sollte umgehend den Notruf betätigen, also die 112 wählen. Im Kreis Paderborn sind alle Baggerseen oder sonstigen Gewässer, die erfahrungsgemäß im Sommer aufgesucht werden, mit Schildern versehen. Dort sind Orts- und Kennziffern aufgedruckt. Bei der Meldung des Notfalls an die Kreisleitstelle über die 112 sollte diese Kennziffer genannt werden. Sie hilft den Rettungseinsatzkräften, den Unglücksort schneller zu finden.

Foto: Still ruht hier beispielsweise auch der Habichtsee: Die Idylle trügt – unter der Oberfläche von Baggerseen lauern tödliche Gefahren. In 2013 ertrank hier ein 50-Jähriger © Kreis Paderborn