In den kommenden 15 Jahren schrumpft NRW um 480.000 Einwohner

Ostwestfalen-Lippe. Nordrhein-Westfalen wird bis zum Jahr 2030 um 480.000 Einwohner schrumpfen. Das entspricht einer Stadt von der Größe Duisburgs. Dies zeigt eine Bevölkerungsprognose aus dem Datenportal „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung. Für die Studie wurde die zahlenmäßige Entwicklung der Bevölkerung für Städte und Gemeinden ab 5.000 Einwohner sowie aller Landkreise berechnet.In fünfzehn Jahren werden in Nordrhein-Westfalen somit nur noch 17,07 Millionen Einwohnerleben. Das sind rund 2,7 Prozent weniger als noch 2012, als 17,55 Millionen Menschen in NRW wohnten. Die einzelnen Kommunen nehmen eine teils gegensätzliche Entwicklung.Während Hürth (im Rhein-Erft-Kreis), Weeze (im Kreis Kleve), Münster oder Lotte (im Kreis Steinfurt) um mehr als 10 Prozent wachsen, verlieren Altena (im Märkischen Kreis), Steinheim (im Kreis Höxter) oder Lüdge (im Kreis Lippe) in den kommenden 15 Jahren zwischen 16 und 23 Prozent ihrer Bewohner.

Städte wachsen, ländlicher Raum verliert Verglichen mit anderen Bundesländern liegt die Bevölkerungsentwicklung von NRW im Mittelfeld.Wachsen werden die Stadtstaaten Berlin (+ 10,3 Prozent) und Hamburg (+ 7,5 Prozent) sowie Bayern (+ 3,5 Prozent). Dagegen verlieren Sachsen-Anhalt (– 13,6 Prozent) und Thüringen (– 9,9 Prozent) einen beachtlichen Teil ihrer Bevölkerung. Bei den Berechnungen ist berücksichtigt, dass Deutschland insgesamt von einer verstärkten Zuwanderung profitiert.Genereller Trend in Deutschland: Städtische Regionen wachsen weiterhin, während die Einwohnerzahlen im ländlichen Raum zumeist rückläufig sind. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung: „Es wird immer schwieriger, eine gute Infrastruktur in den schrumpfenden und alternden Regionen zu gewährleisten.“ Die zentrale Herausforderung sei, auch in einwohnerschwachen Regionen flexible Mobilitätsangebote, schnelles Internet und eine angemessene Gesundheitsversorgung in erreichbarer Nähe anzubieten.

Gefahr von Versorgungslücken für alte Menschen

Die zunehmende Alterung in der nordrhein-westfälischen Bevölkerung bedeutet auch einen erhöhten Pflegebedarf in den Kommunen. 2030 wird die Hälfte der Bürger älter als 47,4 Jahre sein, während das sogenannte Medianalter 2012 noch 44,9 Jahre betrug. Auch dieser Wert verändert sich regional ganz unterschiedlich. Nach den Berechnungen wird die Spanne auf Gemeindeebene von 41 bis 58 Jahren (2012: von 38 bis 51 Jahren) reichen. Zu den „jüngsten“ Kommunen zählen Münster und Aachen, zu den „ältesten“ Bad Sassendorf im Kreis Soest und Bad Münstereifel im Kreis Euskirchen. Die Zahl der Hochbetagten über 80 Jahre steigt in NRW von 945.700 (2012) bis 2030 um 36,1 Prozent auf 1,29 Millionen. Bundesweit wird es einen Anstieg von 47,2 Prozent auf dann 6,30 Millionen Senioren im Alter von 80 Plus geben. Als einzige NRW-Gemeinde wird Espelkamp
weniger über 80-Jährige zu ihrer Einwohnerschaft zählen als 2012 (– 3,3 Prozent). Der höchste relative Zuwachs bei den Hochbetagten steht der Stadt Meckenheim bevor (+ 112 Prozent). „Mit dem Anstieg dieser Altersgruppe vergrößert sich auch der Unterstützungs- und Pflegebedarf in den Kommunen. Es droht die Gefahr von Versorgungslücken durch zu wenige Pflegekräfte“, sagte Brigitte Mohn.