Das Spiel mit der Öffentlichkeit

Zwei Profifußballer posieren neben einem Präsidenten und die Öffentlichkeit fordert ihren Ausschluss aus der deutschen Nationalmannschaft. Wie schnell sich Nachrichten über die Sozialen Medien verbreiten und zu einem Imageschaden führen können, weiß die Presse- und Öffentlichkeitsexpertin Prof. Dr. Angela Bittner-Fesseler.

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Das Spiel mit der Öffentlichkeit

„Sportler entwickeln sich immer mehr zu Meinungsführern und -bildnern. So hatte am 14. Mai 2018 die Facebook-Seite von Mesut Özil rund 31 Millionen Fans, wohingegen eine etablierte Nachrichtensendung wie die Tageschau lediglich 1,5 Mio. Fans vorweisen kann. An diesem Punkt muss man sich vorstellen, dass ein Social Media-Post eines Sportlers oder einer Person, die nicht an journalistische Grundsätze gebunden ist, dreimal so viele Personen erreichen kann wie eine große Medienanstalt“, erklärt Prof. Bittner-Fesseler. Sie betreut zusammen mit Nicolas Fink, dem Geschäftsführer des BASF Tennisclub e.V., das Modul „Medien- und Öffentlichkeitsarbeit im Sport“ im Bachelor-Studiengang Sportmanagement an der SRH Fernhochschule – The Mobile University.

In den sozialen Medien werden Sportler mehr an ihren Worten als an ihren sportlichen Taten gemessen. „In der Sport-PR wird deutlich: Meistens geht es nicht nur um die Häufigkeit der Veröffentlichungen, sondern um die Qualität und Emotionalität der Botschaften – da Sport stark mit der Identifikation der Menschen verbunden ist,“ erklärt Nicolas Fink. „Das heißt: Beschönigt man schlechte sportliche Leistungen, wird das als uneinsichtig und eventuell als arrogant eingestuft. Wenn man jedoch schlechte Leistung eingesteht und eine Verbesserung verspricht, erhält man im Idealfall Unterstützung durch die Zielgruppe.“

Die Herausforderung für einen Sportler in der Öffentlichkeit ist, dass auch die eigenen Fans Content produzieren und damit die Reputation und die Marke eines Sportlers mitgestalten. Zudem sinkt die Aufmerksamkeit für Botschaften, aber gleichzeitig steigt auch deren Skandalisierung in den Medien. „Die Sportler haben eine Vorbildfunktion und müssen sich die Schnelligkeit und Reichweite der Sozialen Medien bewusst machen. Bevor eine Mitteilung gepostet wird, ist es ratsam erst auf die Bremse zu treten und zu überlegen, ob die Message von den Medien oder den Fans für einen Nachrichtenskandal missbraucht werden kann,“ empfiehlt Frau Bittner-Fesseler. Somit ist es nicht überraschend, dass alle renommierten Medienanstalten in Deutschland in Windeseile das Bild der zwei Profifußballer und des Präsidenten in die eigene Berichterstattung aufgenommen haben.

Dies zeigt: So schnell wie Fußballer Tore schießen und bejubelt werden, wird ein Post zu einem politischen Statement. Und dafür können die Spieler sowohl von ihren Fans als auch von Politik und Presse heftig kritisiert werden.

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