Das neue Wir“ begeisterte – „Minden hat sich neu erfunden“

Westside Guys_GruppenbildMinden. Drei Tage „volles Haus“, drei Tage Gespräche und Begegnungen, Information und Kultur, drei Tage „Das neue Wir“ im Stadttheater Minden. Für alle Beteiligten war die Veranstaltung nach monatelangen Vorbereitungen ein „absoluter Erfolg“. „Minden hat sich an diesem Wochenende neu erfunden. Viele neue Arten der Begegnung wurden erfolgreich ausprobiert und am Ende stand die Erkenntnis: Minden war, ist und bleibt eine Stadt der Vielfalt“. Mit diesen Worten zog Bürgermeister Michael Jäcke am Montag Bilanz. Die Resonanz sei „überwältigend gewesen“, war die Beigeordnete für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit, Regina-Dolores Stieler-Hinz, am Sonntagnachmittag begeistert.

Eine solche Veranstaltung gab es Nordrhein-Westfalen noch nie. Bewusst wurde das Theater als Forum, Treffpunkt und Schauplatz ausgewählt. „Unser Ziel war, dass alle Besucher*innen unser Miteinander und unsere Kultur – eben das neue Wir – weiter formen“, so Stieler-Hinz. Hierbei sollten sich Menschen aus vielen Ländern kennenlernen und neue Wege der Kommunikation erprobt werden. Das sei gelungen. Geschätzt gut 2.500 Menschen – mit und ohne Zuwanderungsgeschichte – sind vom 10. bis 12. Februar ins Theater gekommen. Der Eintritt war frei. Eingeladen hatte die Stadt Minden als Veranstalterin – unterstützt von vielen Kulturschaffenden und Ehrenamtlichen.

Hausherrin und Theaterleiterin Andrea Krauledat postete im sozialen Netz: „Danke an alle Beteiligten und Besucher*innen der drei Tage DAS NEUE WIR im Stadttheater Minden. Es ist so geworden, wie wir es uns erhofft und erträumt haben: ein friedliches Fest mit den unterschiedlichsten Menschen… Musik, Theater, Essen, Trinken, Tanzen, Austausch, Diskussion und Kennenlernen…“ Mir Mehdi Mazlumsaki, Inhaber des Kulturzentrums „Ameise Kulturhügel“, der am Freitagabend eine kostenlose orientalische Linsensuppe anbot, schreibt: „Das ist eine sehr schöne Aktion für die Integration und in unserer heutigen Zeit besonders wichtig!“ Der Freitagabend zog mehrere hundert Menschen aller Generationen zwischen 18 und 24 Uhr ins Theatercafé. Hier gab es Urban Dance der Westside Guys aus Rodenbeck, ein Poetry-Slam der „1000 Zungen“ und Musik mit den Bands „White Coffee“, „Revolving Compass“ und „Pêl“. Ab 22 Uhr legte DJ „Seet“ für das dann überwiegend jüngere Publikum Weltmusik auf.

Premiere Blick nach vorn_SchwimmbadDas Theaterstück „Blick nach vorn“ feierte am Samstag Premiere. Zehn Jugendliche – überwiegend aus Afghanistan geflüchtet – stellten in verschiedenen Szenen fast gänzlich ohne Worte sich und ihre Geschichte/n vor – zum Beispiel auf einem Schiff und in einer Badeanstalt. Es geht um das Aufbrechen und das Ankommen. Das rund einstündige Stück wurde mit Regisseur Canip Gündogdu und der Theaterpädagogin Viola Schneider in vielen Proben selbst kreiert und entwickelt. Leise, wie das Stück begonnen hatte, endete es auch. Danach gab es lang anhaltenden Applaus. Das Publikum sei sehr bewegt gewesen, schilderte Theaterleiterin Andrea Krauledat die Stimmung. Die beiden Vorstellungen – die Premiere um 17.30 Uhr und um 20 Uhr – waren so gut wie ausverkauft. Durch das gemeinsame Spielen seien neue Wege gefunden worden, um miteinander zu kommunizieren. Die Grundidee war, dass die Jugendlichen sich spielerisch mit für sie aktuellen Themen auseinandersetzen. Dabei sei es zweitrangig gewesen, ob bereits Theatererfahrungen gesammelt wurden, stellt Viola Schneider heraus. „Blick nach vorn“ ist ein Kooperationsprojekt, das im März 2016 entstand. Daran mitgewirkt haben das Stadttheater Minden, das Deutsche Rote Kreuz – Elsa Brandström Jugendhilfe und der Verein zur Förderung der kulturellen Bildung in Minden e.V.