#coronaeltern: Familien am Limit

Professorin Dr. Helen Knauf von der FH Bielefeld untersuchte anhand von Familienblogs im Internet, welchen Mehrfachbelastungen Familien derzeit ausgesetzt sind.

Bielefeld (fhb). In sozialen Netzwerken teilen Eltern unter dem Hashtag #coronaeltern, wie belastend die derzeitige Situation zwischen Home-Office, geschlossenen Kitas, Schulen und Spielplätzen und der Kontaktsperre für den Familienalltag ist. Professorin Dr. Helen Knauf von der Fachhochschule (FH) Bielefeld untersuchte, wie Eltern in Familienblogs ihre derzeitige Situation beschreiben und welchen Belastungen Familien ausgesetzt sind. Die Ergebnisse wurden jetzt von der Konrad-Adenauer-Stiftung veröffentlicht.

Dr. Helen Knauf ist Professorin für Bildung und Sozialisation am Fachbereich Sozialwesen der FH Bielefeld. (Foto: Helen Knauf)

Dr. Helen Knauf ist Professorin für Bildung und Sozialisation am Fachbereich Sozialwesen der FH Bielefeld. (Foto: Helen Knauf)

„Familienblogs eröffnen einen differenzierten und zugleich unmittelbaren Zugang zu den Perspektiven und Erfahrungen von Eltern“, erklärt die Professorin für Bildung und Sozialisation am Fachbereich Sozialwesen der FH Bielefeld. Das vordringliche Thema der Blogbeiträge zum Thema Corona sind die grundsätzlich hohen und andauernden Belastungen. „Deutlich wird, dass für Eltern die Elternrolle nur eine Aufgabe von vielen ist, die sie bewältigen müssen“, so Knauf. „Sie müssen außerdem ihrer eigentlichen Erwerbsarbeit nachgehen, `nebenbei` die Hausarbeit erledigen und eine sinnerfüllte Freizeit mit den Kindern gestalten.“  Bei älteren Kindern kommt die Begleitung bei der Bearbeitung des Schulstoffs dazu.

Die Analyse der Familienblogs macht auch deutlich, wie sehr Mütter und Väter in unserer Gesellschaft auf Unterstützung angewiesen sind. „Eltern haben sich verschiedene Betreuungsarrangements aus einer Kombination von Kita, Schule, Großeltern, Hobbys und Verabredungen aufgebaut. Die auch politisch gewollte und öffentlich geförderte Familien-Infrastruktur hat wesentlich dazu beigetragen, dass das Leben mit Kindern zu einer gemeinsamen gesellschaftlichen Aufgabe wurde“, so Knauf. Durch die Schließung von Kindertageseinrichtungen und die Kontaktsperren beschränkt sich die Zuständigkeit für die Kinderbetreuung auf die Kernfamilie, in vielen Fällen ausschließlich auf die Eltern. Daraus resultierend sieht Knauf die Gefahr einer Re-Traditionalisierung von Geschlechterrollen, denn Kinderbetreuung ist weiterhin meist Aufgabe der Frauen.

Da Eltern in der gegenwärtigen Situation an ihre Belastungsgrenze – und darüber hinaus – gehen müssen, fordert Knauf, dass schnell handfeste Lösungen gefunden werden müssen, die auch mittelfristig tragfähig sind. „Eltern brauchen in dieser Situation einerseits konkrete Entlastung. Zudem ist es wichtig, dass sie auch politisch wahrgenommen und als Leistungsträger ernst genommen werden“, so die Professorin.

Zudem dürfe nicht vergessen werden, dass auch die Kinder unter der Situation leiden. „Normalerweise helfen Kitas, Schulen und andere Einrichtungen, die Grundrechte der Kinder auf Spiel und Bildung sicherzustellen. Ich hoffe, dass die Bedürfnisse der Familien durch die Studie noch einmal mehr gehört werden“, so Knauf.

Auf ihrem Blog hat Professorin Dr. Helen Knauf eine ausführliche Zusammenfassung der Studie veröffentlicht: https://kinder.hypotheses.org/1851
Die gesamte Studie steht unter www.kas.de/de/einzeltitel/-/content/corona-familien-am-limit als PDF zum Download bereit.

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