„Bau X Kunst“: Langstreckenbilder auf der Bahnstrecke

Bertelsmann präsentiert großformatige Bilder des Malers Christopher Lehmpfuhl in einer Großbaustelle der Berliner U-Bahn. CEO Thomas Rabe eröffnete die einzigartige Kunstausstellung am Freitagabend, am Wochenende steht sie allen Interessierten offen.

Gütersloh/Berlin. An diesem Wochenende erwartet Bewohner und Besucher Berlins die „außergewöhnlichste Underground-Galerie der Stadt“, wie es Bertelsmann-Vorstandsvorsitzender Thomas Rabe ausdrückte. Im Rahmen seiner umfangreichen Aktivitäten zur Kulturförderung macht das Unternehmen eine der spektakulärsten Kunstinstallationen des Jahres möglich. Gemeinsam mit der für den U-Bahnbau zuständigen Projektgesellschaft U5 präsentiert Europas größter Medienkonzern unter dem Motto „Bau X Kunst“ – anders formuliert „Bau trifft Kunst“ – 37 großformatige Ölbilder des Malers Christopher Lehmpfuhl in dem künftigen U-Bahnhof „Unter den Linden“. 

Rund 300 Gäste kamen zur Eröffnung der Ausstellung „Bau X Kunst“ in den noch unfertigen U-Bahnhof „Unter den Linden“.

Rund 300 Gäste kamen zur Eröffnung der Ausstellung „Bau X Kunst“ in den noch unfertigen U-Bahnhof „Unter den Linden“.

18 Meter unter der Straßendecke, inmitten von 50.000 Kubikmetern Beton und 5.000 Tonnen Stahl, getragen von Metallstreben und illuminiert von Scheinwerfern, verwandeln die farbenfrohen Stadtporträts den fertiggestellten Tunnel in eine einzige große Leinwand. 37 Bilder, jeweils 1,80 Meter breit und 2,40 Meter hoch, bedecken auf einer Länge von einhundert Metern die graue Hülle des Gleisschachts. Langstreckenbilder auf der Bahnstrecke, sowohl in räumlicher als auch zeitlicher Dimension. Denn sie bilden einen Teil des „Schlossplatz-Zyklus“, in dem Christopher Lehmpfuhl die Transformation der historisch-kulturellen Mitte Berlins seit zehn Jahren dokumentiert – angefangen beim Rückbau des Palastes der Republik über die Aufstellung der Humboldt-Box bis zur Wiedererrichtung des Stadtschlosses samt Humboldt-Forum über all dessen Bauphasen hinweg.

Bertelsmann-Repräsentanz als „Freilicht-Atelier“

Bertelsmann bot Lehmpfuhl die Dachterrasse der benachbarten Unternehmensrepräsentanz als „Freilicht-Atelier“ an. „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dieses Projekt zu entwickeln. Das ist ein toller Moment für mich und ich möchte mich bei Bertelsmann für die großartige Unterstützung bedanken“, betonte Lehmpfuhl.

Thomas Rabe sagte anlässlich der Vernissage zur Eröffnung der Ausstellung vor rund 300 geladenen Gästen am Freitagabend: „Wir stehen heute im wahrsten Sinne des Wortes ‚Unter‘ den Linden und sind doch mittendrin in diesem historischen Zentrum von Berlin mit seiner lebendigen Kunst- und Kulturszene. Mit der Ausstellung von Christopher Lehmpfuhls Bildern leisten Bertelsmann und die Projektgesellschaft U5 einen ganz besonderen Beitrag zu dieser Szene.“ 

Oberirdisch und unterirdisch geschaffene Kunst 

Inzwischen umfasst der „Schlossplatz-Zyklus“ von Christopher Lehmpfuhl mehr als 100 Bilder – zu viel für eine komplette Ausstellung, selbst in einem U-Bahntunnel, wie der Urheber lachend zugibt. „Allein mein jüngstes Werk, ein Zwölfteiler, hat eine Länge von 30 Metern“, verriet er. Dennoch lässt sich der enorme Aufwand erahnen, den alle Beteiligten für die Umsetzung von „Bau X Kunst“ betrieben haben. Der Großteil der in der Ausstellung gezeigten Bilder stammt aus der Kunstsammlung Reinhold Würth und wurde als Leihgabe extra aus der Schweiz nach Berlin transportiert.

Kürzer gestaltete sich die Anreise für die zweite Serie von Exponaten, die es in der unterirdischen Großbaustelle zu bewundern gab. Im gegenüberliegenden Tunnel reihten sich Fotografien von Antonio Reetz-Graudenz aneinander. Der Berliner Architekt ist seit Baubeginn des neuen U5-Abschnitts im Jahr 2012 nicht nur beruflich an der Baustelle im Einsatz, sondern hat den Fortschritt der Arbeiten kontinuierlich mit der Kamera eingefangen. Im U-Bahntunnel wirken seine Aufnahmen, genau wie die Gemälde am anderen Gleis, wie ein Zeitraffer. „Wir haben uns in unseren Werken bestens ergänzt – ich habe oberirdisch gearbeitet, er unterirdisch“, bemerkte Christopher Lehmpfuhl. „Diese Bausituationen sind einmalig, deshalb wollte ich sie für später festhalten“, erklärte Antonio Reetz-Graudenz seine Motivation. 

Moment des Innehaltens festhalten

Festhalten sollte „Bau X Kunst“ vor allem einen Moment des Innehaltens, der so nicht wiederkehrt. Im zugleich rustikal und ästhetischen Ambiente der Baustellen-Galerie verflog die Vorstellung von der Hektik und dem Trubel, die an selber Stelle voraussichtlich ab Ende 2020 regieren werden, wenn täglich mindestens 50.000 Menschen am U-Bahnhof „Unter den Linden“ ein- und umsteigen. Die Station soll ein neues Drehkreuz für den Berliner Nahverkehr bilden, an dem sich die Ost-West-Linie U5 und die Nord-Süd-Linie U6 kreuzen.

Heilpraktiker Stiv Dudkin