„Babysprechstunde“ in 3 Stadtbezirken als Anlaufstelle für (werdende) Eltern

Akuter Mangel an Hebammen wirkt sich auch in Minden aus – Kostenloses Angebot der Frühen Hilfen

Minden. Der Hebammenmangel in der Bundesrepublik Deutschland wird immer größer. Viele Schwangere und junge Mütter finden keine Hebamme mehr, die die Nachsorge übernimmt. Frischgebackene Eltern bleiben nach der Entbindung eines Kindes mit ihren Fragen und Unsicherheiten allein und auf sich gestellt. Diese Eltern haben in Minden die Möglichkeit das Angebot der „Babysprechstunden“ der Frühen Hilfen zu nutzen. Wöchentlich und kostenlos stehen den werdenden und frischgebackenen Eltern eine Familien-Hebamme und eine Familien-Kinderkrankenschwester ohne vorherige Terminabsprache zur Verfügung. Die Sprechstunde gibt es in Bärenkämpen, Rodenbeck und am Grillepark auf der Rechten Weserseite.

Familien-Hebamme Myriam Slomka-Klemm tastet den Bauch von Eugenie Bauer ab, die bald ihr Baby erwartet.

Familien-Hebamme Myriam Slomka-Klemm tastet den Bauch von Eugenie Bauer ab, die bald ihr Baby erwartet.

„Mütter und Väter können sich mit allen Gesundheitsfragen an die Fachfrauen wenden und sich zu Themen wie Schwangerschaft, Ernährung oder kindlicher Entwicklung beraten lassen“, fasst Mirjam Frömrich von den Frühen Hilfen der Stadt Minden zusammen. Bei Bedarf können die Fachfrauen auch zu weiteren Angeboten oder Ärzten vermitteln. Gute Hebammenversorgung ist Prävention. Sie vermittelt jungen Müttern und Eltern Sicherheit im Umgang mit ihren Kindern. Gut informierte Mütter und Väter umsorgen ihre Kinder kompetent und helfen damit, dass sie gesund aufwachsen. „Aus diesem Grund geht der Hebammenmangel uns alle an und macht es erforderlich, dass diese Berufsgruppe gesamtgesellschaftlich unterstützt wird“, so Jutta Riechmann, Leiter des Bereiches Sozialer Dienst Jugendhilfe.

Der Hintergrund für den Mangel ist zum einen, dass in Deutschland wieder mehr Kinder geboren werden – Tendenz weiter steigend. Zum zweiten entschließen sich immer weniger Frauen für eine Ausbildung zur Hebamme und es gibt auch immer weniger ausgebildete Hebammen, die freiberuflich tätig sind. Denn diese müssen ihre Tätigkeit hoch versichern. „Die teure Haftpflichtversicherung schreckt freiberufliche Hebammen ab“, weiß Mirjam Frömrich. Aber auch insgesamt seien die Arbeitsbedingungen schlechter geworden und der Druck in den Geburtskliniken größer.

Für viele werdende Mütter ist es ein Albtraum, wenn der errechnete Geburtstermin immer näher rückt und noch immer keine Hebamme gefunden ist, die die Nachsorge übernimmt. Der Krankenhausaufenthalt nach der Entbindung eines Kindes werde immer kürzer. Krankenhäuser und Kliniken können in dieser kurzen Zeit die Beratung rund um die Pflege und Ernährung der Neugeborenen häufig nicht mehr ausreichend leisten, so Mirjam Frömrich weiter. Manche Mütter bringen sich nach der Geburt ihres Kindes das Stillen alleine – und oft mit Hilfe von YouTube-Videos – bei.

Der kleine Mats, sieben Monate alter Sohn von Laura Lichtsinn (r.), entwickelt sich prächtig. Davon konnte sich Familien-Kinderkrankenschwester Susanne Reinert in der Babysprechstunde auf der Rechten Weserseite, überzeugen.

Der kleine Mats, sieben Monate alter Sohn von Laura Lichtsinn (r.), entwickelt sich prächtig. Davon konnte sich Familien-Kinderkrankenschwester Susanne Reinert in der Babysprechstunde auf der Rechten Weserseite, überzeugen.

Wenn es Eltern nach der Geburt eines Kindes an kompetenten Ansprechpartnern fehlt, ist die Familienzusammenfindung erschwert, das Risiko psychischer (postpartaler) Krisen und Depressionserkrankungen bei den Müttern erhöhe sich. Ein guter Start ins Leben werde durch diese Umstände häufig schwieriger. Dabei sei gerade das Gelingen dieser Anfangssituation im Leben eines Kindes von großer Bedeutung für ein gesundes Aufwachsen und einen stabilen Bindungsaufbau. Seien diese Voraussetzungen nicht gegeben, könne es zum Beispiel zu Stillproblemen, Gedeihstörungen, Bindungsstörungen oder spätem Erkennen von Entwicklungsstörungen kommen. Unsicherheit von Eltern führe zu vermehrten Arztbesuchen und somit zu Überlastung der kinderärztlichen und gynäkologischen Praxen und Notdienste. Dies wiederum führe zu Folgekosten für das Gesundheitssystem und die Jugendhilfe.

Der Hebammenmangel und die Verschlechterung der Bedingungen der Geburtshilfe insgesamt und ihre Folgen seien deutschlandweit und somit auch in Minden spürbar. „In den Fachstellen der Frühen Hilfen melden sich immer mehr werdende Mütter, die keine Hebamme zur Wochenbettbetreuung oder zur Nachsorge finden“, erklärt Mirjam Frömrich. „Außerdem fehlt es an Anlaufstellen in den einzelnen Stadtteilen für Schwangere und Eltern mit kleinen Kindern, die Gesundheitsfragen oder Entwicklungsfragen haben“, ergänzt Kollegin Bianca Kanning.

Die Idee der Babysprechstunde konnte in Minden als Angebot der „Frühen Hilfen“ inzwischen an drei Standorten fest installiert ist werden. Die Babysprechstunden sind für alle Mindener Familien offen, die ein Kind erwarten oder Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren haben:

Babysprechstunde in Bärenkämpen
jeden Dienstag von 10 bis 12 Uhr im neuen Stadteilzentrum, Sieben Bauern 20A, in Minden

Babysprechstunde Rechte Weserseite
jeden Donnerstag von 10 bis 12 Uhr im Quartiersbüro am Grillepark, Am Exerzierplatz 7, Minden

Babysprechstunde Rodenbeck
jeden Freitag von 11 bis 13 Uhr, Beratungsstelle, Am Kolk 13, in Minden

Fotos: © Pressestelle der Stadt Minden

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