Mit LWL-Archäologen zum zweiten Mal durch die Zeitalter im Saatental
Paderborn (lwl). In den vergangenen Monaten haben Archäologen das Areal eines geplanten Neubaus im Paderborner Gewerbegebiet Saatental unter Fachaufsicht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) untersucht. Dabei gab der Boden im Paderborner Westen viele Funde aus der Jungsteinzeit bis zur römischen Kaiserzeit frei.
Erste Besiedlung in der Jungsteinzeit
Zu neuen Funden zählen neben Pfeilspitzen und Klingen aus Feuerstein auch sehr gut erhaltene sowie zahlreiche Keramikscherben. Die meisten werden von den Fachleuten der späten „Michelsberger Kultur“ zugeordnet und stammen damit aus der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends vor Christus.
Eine weitere Überraschung barg eine Grube, in der die Archäologinnen zwei große zerdrückte, aber vollständige Gefäße gefunden haben. Diese Gefäße gehören zwar in dieselbe Zeit, aber zu einer Kulturgruppe, die ansonsten vor allem in Südwestdeutschland und dem Elsass verbreitet ist. Die nördlichsten Nachweise dieser „Munzinger Kultur“ waren bisher aus der Wetterau bekannt, also rund 200 Kilometer südlich von Paderborn. Dr. Sveva Gai, Stadtarchäologin in Paderborn: „Der Fund ist bislang in Nordrhein-Westfalen völlig einzigartig, aber sicher kein Zufall. Das Saatental liegt an der Kreuzung einiger wichtiger, uralter Handels- und Verkehrswege.“
Neue Funde – aus Zeiten der Römer in Westfalen
Um einige Jahrtausende jünger sind die Nachweise der Besiedlung des Ortes während der römischen Eroberungsversuche in Westfalen und der Rebellion des Arminius um Christi Geburt. In einem Areal, wo die Suchschnitte der Altgrabung kaum etwas ergeben hatten, tauchten bei der aktuellen Grabung überraschend Reste von zwei großen Wohnstallhäuser mit zwei Nebengebäuden und mehreren Gruben auf. Die von den Fachleuten sogenannten Wohnstallhäuser boten sowohl dem Menschen als auch ihrem Vieh unter demselben Dach Platz. Die Gruben dienten zunächst der Vorratshaltung, bevor sie mit Erde und Abfall verfüllt wurden. „Eine der Gruben enthielt neben Keramik sehr viele Schmiedeschlacken. Dass lässt für uns den Schluss zu, dass hier zum häuslichen Bedarf Eisen verarbeitet wurde“, so Till Lodemann von der Stadtarchäologie Paderborn.
Gibt die Ausgangslage an der Ausgrabung selbst schon viele Hinweise auf das Leben im Westen Paderborns, so erwarten die Forscher weitere Erkenntnisse aus naturwissenschaftlichen Untersuchungen. Denn nicht nur mit Hilfe von Keramikscherben lassen sich Bodendenkmäler datieren, auch die Erde selbst liefert wichtige Informationen. Eine besonders dunkel verfärbte Grube liefert Holzkohlereste, die sich für naturwissenschaftliche Untersuchungen eignen. „Für diese Phase der Jungsteinzeit ist die Datenlage in Westfalen bisher noch sehr dünn, da es relativ wenig geeignetes Probenmaterial gibt. Daher dürfen wir hier mit einigen neuen Aufschlüssen rechnen“, ist Sicherl überzeugt.