Altenau wird oberhalb von Kirchborchen renaturiert

DSC_0008Kreis Paderborn (krpb). Aus dem Kanal soll wieder ein Fluss werden: Die Altenau bekommt oberhalb von Kirchborchen ihren ursprünglichen Verlauf zurück. Gleich nach Ostern beginnen die rund zweiwöchigen Arbeiten. Wenn alles nach Plan läuft, kann die Altenau auch an dieser Stelle wieder natürlich fließen und vielen Arten Lebensraum bieten.

Die jetzt geplante Renaturierung ist Teil eines Gesamtkonzeptes, das der Altenau ihren ursprünglichen Verlauf zurückgeben soll“, erläutert Landrat Manfred Müller, Verbandsvorsteher des Wasserverbandes Obere Lippe (WOL). Nach dem verheerenden Hochwasser in 1965 war der Fluss gestaut, an den Ufern befestigt und begradigt worden. Die Altenau glich danach von Husen bis zur Mündung in die Alme eher einem Kanal als einem Fluss. Genau das geschah mit vielen Flüssen und Bächen in Deutschland. Mit fatalen Folgen: Müller selbst erinnert sich noch sehr genau daran, wie vor rund 20 Jahren erstmals die Altenau trocken fiel. Die Bewohner wollten das jedoch nicht nur fassungslos zur Kenntnis nehmen. In 2001 verfassten die Bürger des Altenautals unter Federführung des Heimatvereins Atteln ein Memorandum „Die Altenau soll leben“. Fast zeitgleich trat die Europäische Wasserrahmenrichtlinie in Kraft. Diese fordert den guten Zustand und die ökologische Durchgängigkeit für alle Gewässer. Das alles zusammen bildete die Grundlage für die Planungen des WOL, der sich um insgesamt rund  500 Gewässerkilometer in den Kreisen Paderborn und Soest kümmert. „Unser gemeinsames Ziel ist ein intakter Fluss, der den hier heimischen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bietet. Das bedeutet auch für den Menschen mehr Lebens- und Freizeitqualität“, sagt dazu Volker Karthaus, Geschäftsführer des WOL:

Der WOL will nun in Kooperation mit der Gemeinde Borchen diese Renaturierungsarbeiten fortsetzen. Die Planungen durch das Ingenieurbüro WAGU aus Kassel sind abgeschlossen. Das Konzept wurde bereits im Oktober des vergangenen Jahres durch den Bau- und Umweltausschuss der Gemeinde Borchen beschlossen und die Arbeiten ausgeschrieben. Die Altenau soll aus ihrem bisherigen Bett befreit werden und in der linkseitigen Fläche einen neuen, natürlichen Verlauf erhalten. „Der Neuverlauf der Altenau wird in der Fläche nur grob vorprofiliert und so die eigendynamische Entwicklung des Gewässers gefördert. Durch eine geringere Einschnittstiefe wird eine häufige Überflutung der Flächen gefördert, wodurch Bach und Aue wieder zu einer Einheit und für den Menschen erlebbar werden“, erläutert Karthaus.

Auch Bürgermeister Rainer Allerdissen unterstützt die ökologischer Maßnahmen. „Ich erhoffe mir neben der landschaftlichen Aufwertung eine positive Entwicklung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und dass diese Maßnahme bei unseren Borchener Bürgerinnen und Bürgern ein hohes Interesse an den Hintergründen und der Umsetzung weckt und der Wille und die Akzeptanz für zukünftige Maßnahmen steigt.“

Durchgeführt werden die Arbeiten durch die TW Erdbau GmbH & Co. KG aus Arnsberg. Die Bauzeit wird, je nach Witterung, auf rund zwei Wochen geschätzt. Einen Auszug der Planung kann auf der Internetseite des WOL unter www.wol.biz/aktuelle-baumassnahmen eingesehen werden. In Abstimmung mit der Gemeinde Borchen werden nach Abschluss der Arbeiten Exkursionen angeboten.

Die Kosten betragen rund 50.000 Euro. Zu 80 Prozent fördert das Land die Maßnahme, die restlichen 20 Prozent werden aus Verbandsmitteln des WOL und durch die Gemeinde Borchen finanziert. Ein Teil der Fläche ist bereits im Besitz des WOL, die restliche Fläche wird durch die Gemeinde Borchen zur Verfügung gestellt.

Ansprechpartner beim WOL: Johannes Schäfers; schaefers@wol.biz; 02951/9339019.

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(von links), Volker Karthaus vom WOL, Landrat Manfred Müller und Bürgermeister Rainer Allerdissen begutachten die Altenau. In Zukunft wird der Fluss naturnah durch die linke Fläche geführt. Das alte Profil bleibt für den Hochwasserabfluss erhalten.