Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums

Minden. Am Samstag, 11. Mai 2019, wurde um 16 Uhr im Mindener Museum die Ausstellung „Jugend im Gleichschritt!? Die Hitlerjugend zwischen Anspruch und Realität“ des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln eröffnet. Bis zum 15. September 2019 zeigt die Präsentation die Geschichte der Hitlerjugend, der mitgliederstärksten Organisation im NS-Staat, zwischen 1933 und 1945 an Beispielen aus Westfalen und dem Rheinland. Zur Ausstellungseröffnung ist der Eintritt am Samstag ab 15 Uhr frei.

Als das „Volk von morgen“ waren die Jugendlichen Adressat der NS-Propaganda und ein wichtiger Faktor der NS-Innenpolitik. Das öffentliche Bild von der Hitlerjugend als allmächtige Institution, der man sich als Jugendlicher nicht zu entziehen vermochte, ist bis heute geprägt von Propagandaaufnahmen der Nationalsozialisten und „Erfolgsmeldungen“ einer begeisterten „Staatsjugend“. Wie schaffte es die Hitlerjugend, aus diesen jungen Menschen eine – wie es ihre Propaganda suggerierte – „Jugend im Gleichschritt“ zu formen? Erreichte sie dieses Ziel überhaupt? Welchen Herausforderungen und Problemen hatte sie sich zu stellen? Wo fand sie Unterstützung, und wo stellten sich ihr Widerstände entgegen?

In einem ersten Bereich wird die Hitlerjugend als eine von vier Erziehungsinstanzen der NS-Zeit präsentiert. Die Hitlerjugend konkurrierte mit Elternhäusern, Schule und Kirche um die Vormachtstellung in der Jugenderziehung. Im Vordergrund steht dabei die Frage: Welche Einflüsse die neuen Machthaber auf die Erziehung zu nehmen versuchten? Arbeit und Ziele der Hitlerjugend werden unter den Aspekten Organisation, „Dienst“ und „Führer“ näher vorgestellt. Im Mittelpunkt steht dabei die Wehrerziehung, die vor allem die Aktivitäten in Jungvolk und HJ wesentlich prägte. Inwieweit die Hitlerjugend den selbst gestellten Ansprüchen gerecht wurde, wird an zahlreichen Beispielen überprüft. Neue Herausforderungen hatte die Hitlerjugend im Krieg zu bewältigen. Sie musste sich weitgehend den Bedürfnissen des Kriegsalltags anpassen. Während sie zunächst nur für Aufgaben an der „Heimatfront“ verpflichtet wurde, kamen in der Kriegsendphase auch direkte Kampfeinsätze hinzu. Die als Wanderausstellung konzipierte Ausstellung zeigt an zahlreichen Beispielen aus Rheinland und Westfalen ein differenziertes Bild der NS-Jugendorganisation – jenseits der bekannten Propagandabilder. Fotos, Dokumente und Zeitzeugenaussagen geben einen Einblick in den Alltag der NS-Jugendorganisationen. In sieben Medienstationen werden zahlreiche zeitgenössische Filme gezeigt. Außerdem schildern hier Zeitzeugen ihre damaligen Erlebnisse.

Für weiterführende Schulen wird ein Biographie-Workshop angeboten. Mithilfe von Biographien und interaktiven Methoden gehen die Schüler*innen der Frage nach, weshalb HJ und BDM so eine hohe Anziehungskraft ausübten. Der Workshop sensibilisiert die Teilnehmer*innen außerdem für Chancen und Risiken von „oral history“ und setzt sich mit der grundlegenden Frage „Wie funktioniert Erinnerung?“ auseinander. Für die Sekundarstufen I und II können zwei Workshops, angepasst an die jeweilige Jahrgangsstufe, gebucht werden. Begleitend zur Ausstellung ist im Rahmen einer Kooperation zwischen dem NS-Dokumentationszentrum und der Bundeszentrale für politische Bildung der Band „‚Macht will ich haben!‘ Die Erziehung des Hitlerjungen Günther Roos zum Nationalsozialisten“ von Martin Rüther erschienen, der im Museumsshop gegen eine Schutzgebühr von 7 € erworben werden kann. Zahlreiche Fotografien und Zeitungsausschnitte, vor allem aber umfangreiche Tagebucheinträge und Feldpostbriefe aus den Kriegsjahren gewähren einen detaillierten Einblick in das Denken und Handeln von Günther Roos und damit in die Sozialisierung und schrittweise Radikalisierung eines Jugendlichen im Nationalsozialismus. Das Buch wird um einen umfangreichen Internetauftritt ergänzt. Die Website www.roos.nsdok.de hält vielfältige Materialien in Form von Filmen, Tonaufnahmen, Bildern, Dokumenten und Zusatzinformationen bereit. Außerdem finden sich dort didaktische Anregungen bis hin zu fertigen Unterrichtsentwürfen.

Mindener Museum, Di.-So. 12-18 Uhr; Sonderöffnungszeiten für Gruppen. Weitere Infos unter www.mindenermuseum.de oder 0571 / 9724020 oder museum@minden.de

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