Markt mit Seele

Europas größter Klostermarkt lockt mit Warenvielfalt, Gastfreundschaft und gelebter Klosterkultur

Lichtenau-Dalheim (lwl). Wenn Pater Gerhard sein Kräuterwissen teilt, Braumeisterin Schwester Doris selbstgebrautes Bier ausschenkt, Schwester Laetitia ihre Konfitüren probieren lässt, Pater Werner Geheimnisse aus der Klosterküche verrät und ganz Westfalen sich im Kloster Dalheim (Kreis Paderborn) trifft, dann ist es wieder Zeit für Europas größten Klostermarkt.

Am Wochenende, 26. und 27. August, kommen Ordensschwestern und -brüder aus rund 40 Abteien, Stiften und Klöstern in Österreich, Tschechien, Weißrussland, Polen und dem gesamten Bundesgebiet in das westfälische Kloster Dalheim, heute Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, um auf dem weitläufigen Klostergelände ihre Waren anzubieten. Prominente Standorte aus ganz Deutschland sind ebenso vertreten wie Ordensgemeinschaften aus der Region und aus Osteuropa. Jeweils von 10 bis 18 Uhr zeigen sie, was in ihren Küchen, Kellern, Werkstätten in liebevoller Handarbeit an wertvollen Produkten entsteht.

Klostermarkt„Der Klostermarkt ist eine hervorragende Gelegenheit, mit der Vielfalt heutiger Klosterkultur in Berührung zu kommen. Besucher können hier klösterliche Tradition sehen, hören, schmecken, anfassen und sich mit den Ordensleuten über Gott und die Welt austauschen“, erläutert die Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und Vorsitzende des Vorstandes der Stiftung Kloster Dalheim, Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger bei der Vorstellung des Klostermarktprogramms (24.08.): „Das Kloster Dalheim wird damit zu einer Begegnungsstätte und einem lebendigen Ort der Klosterkultur.“

Ob Töpferwaren aus dem Weserörtchen Herstelle, Kräuterkissen der Jakobusschwestern aus Paderborn, Weihrauch des deutsch-orthodoxen Dreifaltigkeitsklosters Buchhagen, Ikonen aus einem Kloster im weißrussischen Minsk, Fairhandel-Produkte aus der Abtei Münsterschwarzach, Marmeladen des Bergklosters in Bestwig, Käsestangen der Augustiner-Chorherren aus dem österreichischen Stift St. Florian oder Tinkturen der Benediktinerinnen aus dem polnischen Städtchen Przemyśl: „Das Warenangebot auf dem Dalheimer Klostermarkt ist ebenso vielfältig wie die vertretenen Ordensgemeinschaften“, freut sich Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky. „Dabei stehen die Erzeugnisse, ganz in der Tradition der Klöster, für außergewöhnliche Qualität, Reinheit und Naturnähe.“

Authentische Plattform klösterlicher Lebenskultur

Die Organisatoren der Stiftung Kloster Dalheim können sich auch zum 16. Klostermarkt wieder über die zahlreichen Anmeldungen unterschiedlichster Ordensgemeinschaften freuen: „Die rund 40 Ordensgemeinschaften entsenden über 200 Vertreterinnen und Vertreter nach Dalheim“, berichtet Grabowsky. Sie garantieren die Vielfalt und Lebendigkeit des Marktes und machen den Besuch zu einem besonderen Erlebnis. Viele der Ordensgemeinschaften sind Stammgäste in Dalheim und schon seit dem ersten Klostermarkt im Jahr 2002 dabei. Sie empfinden den Markt als authentische Plattform für ihre klösterliche Lebenskultur und Spiritualität.
Vor 16 Jahren – noch vor der Eröffnung des Museums in der bestehenden Form 2010 – als kleine Veranstaltung mit nur wenigen Verkaufsständen angefangen, verteilt sich der Dalheimer Klostermarkt heute mit fast 300 Metern Standfläche über das weitläufige Klostergelände. „Das erfolgreiche Konzept des Klostermarktes, das hinter Klostermauern stattfindende Leben der Ordensgemeinschaften erlebbar zu machen, war auch eine Inspiration für die Museumsarbeit hier am Ort“, so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.

In den letzten Jahren haben immer neue Ordensgemeinschaften ihren Weg nach Dalheim gefunden. Neu oder wieder dabei sind 2017 u.a. die Benediktinerinnenabtei zur Hl. Maria aus Fulda, die Klarissen aus Salzkotten, die Schwestern von Maria Stella Matutina in Telgte sowie die Steyler Missionarsschwestern aus Laupheim. Dabei kommen die Brüder und Schwestern aus immer weiter entfernten Klöstern: wie z.B. die Benediktinerinnen aus dem 1.200 Kilometer entfernten Przemyśl in Polen – ebenfalls neu beim Dalheimer Klostermarkt – oder die Schwestern aus dem Kloster der Heiligen Elisabeth im weißrussischen Minsk, die eine Anreise von 1.500 Kilometern haben.

Echte Geheimtipps

Unter den Waren aus klösterlichen Weinkellern, Brauereien und Brennereien, Klosterwerkstätten und -ateliers befinden sich in jedem Jahr echte Geheimtipps: die handgestrickten Wollsocken der Paderborner Vincentinerinnen, die Gartenmöbel aus Holz der Barmherzigen Brüder von Algasing, die Olivenholzschnitzereien der Karmeliten aus Straubing oder das kulinarische Angebot der Kopten aus Brenkhausen bei Höxter.
Beliebt sind auch die handgefertigten Töpferwaren und Seifen der Benediktinerinnen aus Herstelle an der Weser. Die Benediktinerinnenabtei vom Heiligen Kreuz ist seit den Anfängen des Klostermarkts in Dalheim vertreten und hat dessen Tradition mitgeprägt.

Gutes aus Klostergärten und -apotheken

Besucher erfreuen sich insbesondere an den Produkten aus den Klostergärten und -apotheken: Tees und Tinkturen in der Tradition der Klosterheilkunde nach Hildegard von Bingen bringen die Schwestern von St. Hildegard aus Rüdesheim mit nach Dalheim ebenso wie die Mönche aus dem österreichischen Stift Schlierbach. Auch die Kräutervorträge von Pater Gerhard, der an beiden Tagen sein Wissen mit den Besuchern teilt, sind echte Fundgruben für Gartenfreunde. Aus seinem Garten im Brunnenhof, einer Filiatur der Abtei St. Severin im oberschwäbischen Ebenweiler, stammen Hausmittel wie der Insektenschutz „Mücke ade“ oder die „Bier-Schampoo-Seife“. Die Jakobusschwestern aus Paderborn bieten Kräuterkissen an. Salben und Cremes sind ebenso zu bekommen wie Marmeladen, Chutneys oder Liköre.
„Die Ordensleute sind die Seele des Marktes“, schwärmt Dr. Ingo Grabowsky, der sich gemeinsam mit Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger bei ihnen für die Mühen bedankt.

Begegnungen

Auch in diesem Jahr bereichern die Ordensleute das Marktprogramm mit vielen Beiträgen: Neben den Kräutervorträgen gibt Pater Gerhard, gemeinsam mit Bruder Fritz, an beiden Tagen geistliche Impulse (Samstag und Sonntag jeweils um 12 und 14 Uhr) in der Klosterkirche. Das City-Kloster Bielefeld lädt zu Kaffee und Kuchen sowie dem jährlichen Gesprächsangebot ein. Bruder Stephan Oppermann aus der Abtei Maria Laach überrascht mit großformatigen Skulpturen aus Massivholz, die für einen Blickfang auf dem Klostergelände sorgen.

Erstmals mit ökumenischem Gottesdienst

„Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 500. Reformationsgedenken, freuen wir uns, erstmals einen ökumenischen Gottesdienst ausrichten zu können“, sagt Dr. Ingo Grabowsky. Pfarrer Josef Dieste, Dechant des Dekanates Rietberg-Wiedenbrück, und Pfarrer Gunnar Wirth von der Evangelischen Weser-Nethe-Kirchengemeinde in Höxter gestalten den gemeinsamen Gottesdienst am Samstag um 17 Uhr in der Klosterkirche. „Ein schöner Anlass, Klosterkultur und Spiritualität zu erleben, und das gemeinsam mit den verschiedenen Konfessionen“, so Grabowsky weiter. Der Bläserkreis der Universität Paderborn begleitet die Feier musikalisch, und Bruder Stephan fertigt den Blumenschmuck für die Kirche.

Rahmenprogramm

Zum Rahmenprogramm des Klostermarkts gehören Vorführungen historischer Handwerkstechniken wie z.B. Grünholzdrechseln oder Weben am historischen Webstuhl. Klostermühle, -brauerei und -schmiede sind ebenfalls in Betrieb, am Sonntag zusätzlich die Stellmacherei.

In der „Klosterwerkstatt“ ziehen Kinder bunte Kerzen und bauen Schiffchen aus Holz. Sie basteln kleine Mönchs-Schlüsselanhänger, prägen Papier an der Spindelpresse und gestalten gemeinsam ein Minikloster (Materialkosten pro Kind: 3 Euro). Auf dem Gelände gibt es einen Streichelzoo. Der neue Klosterspielplatz lädt mit einer Seilbahn, Wippe und Holzkegelbahn zum Toben und Verweilen ein. Auch in diesem Jahr bietet der DJK-Sportverband, Diözesanverband Paderborn e.V., am Sonntag von 11 bis 18 Uhr einen Bewegungsparcours für Kinder ab drei Jahren an – auch Eltern können mitmachen.

Mit Liedern der Reformation gibt das Ensemble „Triofiore“ am Sonntag um 13 und 15 Uhr ein Konzert in der Klosterkirche.

Im Eintrittspreis zum Markt enthalten ist auch der Besuch des LWL-Landesmuseums für Klosterkultur, das an beiden Tagen kostenlose Führungen durch die Klosteranlage, die Klostergärten und die Ausstellung anbietet.

Eintrittspreise
Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro, Kinder/Jugendliche bis 17 Jahre frei

Das Klosterwirtshaus ist, anders als im regulären Museumsbetrieb, während des Klostermarktes nicht frei zugänglich. Der Zugang zum ökumenischen Gottesdienst am Samstag, 17 Uhr, und der Heiligen Messe am Sonntag, 10.30 Uhr, ist frei.

Hunde sind angeleint auf dem gesamten Klostergelände erlaubt – nicht erlaubt sind Hunde im Museum.
Weitere Informationen unter Telefon 05292 9319-0.

Foto: LWL/Johanna Pietsch