5 Jahre Bilster Berg – „Ökonomie schließt Ökologie nicht aus!“

Bad Driburg. Als 2004 die Idee aufkam, auf einem alten Militärgelände eine Rundstrecke zu bauen, war das Erstaunen groß, nicht zuletzt beim Formel 1-Architekten Hermann Tilke. Doch dann erkannte er das Potential und baute eine der anspruchsvollsten Strecken Mitteleuropas. 2018 feierte der Bilster Berg seinen 5. Geburtstag. In diesem Interview zieht der Geschäftsführer Hans-Jürgen von Glasenapp Bilanz, erklärt, wieso er von Anfang an bei diesem Projekt dabei sein wollte und warum der Bilster Berg eigentlich gar keine Rennstrecke ist.
Bilster Berg heute

Bilster Berg heute © Bilster Berg Drive Resort

Sie sind von Anfang an beim Projekt Bilster Berg dabei. Wieso haben Sie diese Herausforderung angenommen und war es die richtige Entscheidung?

Ja, auf jeden Fall. Angefangen hat alles, als mir 2006 anboten wurde, das Projekt Bilster Berg als verantwortlicher und leitender Projektentwickler mit zu entwickeln. Da hatte ich bereits 5 Jahre Erfahrung in der Führung und im Betreiben einer Strecke, aber etwas von ganz vorne aufzubauen und maßgeblich mitzugestalten, war eine neue Herausforderung, die ich gerne angenommen habe. Die Anfänge waren schwierig, wir mussten z.B. erst einmal auf Kreis- und Landesebene für unser Projekt werben und Unterstützer finden, um überhaupt in die Genehmigungsphase starten zu können. Eine weitere große Herausforderung war die Finanzierung des Projektes. Für uns war ganz klar, dass wir keine öffentlichen Mittel haben wollen. Aber die ersten Unterstützer für eine solche Idee zu finden, war nicht einfach. Dann kam auch noch die Finanzkrise 2008. Aber wir haben uns nicht entmutigen lassen, haben weitergemacht. Heute steht der Bilster Berg und zählt zu den führenden und anspruchsvollsten Rundstrecken Europas.

Wie hat sich der Bilster Berg in den letzten fünf Jahren seit seiner Eröffnung 2013 entwickelt?

Es gab Erfolge, aber auch große Herausforderungen. Die größte Herausforderung bestand und besteht teilweise auch noch heute darin, dass der Bilster Berg im Vergleich zu anderen Strecken in Deutschland und Europa hinsichtlich seines Schallkontingents, also der maximalen Schallimmission pro Tag, deutlich schlechter gestellt ist, als die Anwendung des Bundesimmissionsschutzgesetzes anderen Strecken zugestanden hat. Es war nicht leicht, unseren Kunden das Schallüberwachungskonzept, welches der Bilster Berg von der Genehmigungsbehörde zugestanden bekommen hat, zu erklären. Wir konnten diese Situation erst mit einer Anpassung der Genehmigung 2015 deutlich verbessern. Jedoch ist es auch heute noch erforderlich, dass wir unsere Genehmigung weiter an die Bedürfnisse unserer Kunden anpassen. Aktuell haben wir einen Änderungsantrag gestellt, der von der Genehmigungsbehörde abgelehnt wurde. Wir haben daraufhin Klage eingereicht und sind zuversichtlich, dass wir vor Gericht recht bekommen werden. Auf Grund dieser Einschränkungen konzentrieren sich unsere Marketing- und Vertriebsmaßnahmen zurzeit auf Kunden, für die das vorhandene Schallkontingent ausreicht.

Was macht den Bilster Berg heute aus?

Die Kombination aus einem absolut leidenschaftlichem und dienstleistungsorientiertem Team, der modernen und klaren Architektur sowie Infrastruktur und die atemberaubende Streckenführung, eingebettet in eine wunderschöne Naturlandschaft.

Der Bilster Berg wird auch die kleine Nordschleife genannt. Finden Sie das eine treffende Beschreibung?

Der Vergleich mit der Nordschleife ehrt uns natürlich und liegt hinsichtlich der naturnahen Streckenführung auch nahe. Der Bilster Berg ist jedoch, ebenso wie die Nordschleife, eigenständig und einzigartig und deshalb mit nichts zu vergleichen.

Ist der Bilster Berg nun eine Rennstrecke oder nicht?

Der Bilster Berg hat alle infrastrukturellen Einrichtungen, die eine Rennstrecke braucht. Aber aufgrund der aktuellen Genehmigung werden hier bisher keine Rennen im klassischen Sinne ausgetragen. Es war auch nie unser Ziel, eine Rennstrecke zu bauen, obwohl es eine tolle Ergänzung zu unserem bestehenden Programm wäre, wenn am Bilster Berg an 2-3 Wochenenden im Jahr Rennen gefahren werden könnten. Einfach, weil die Strecke eine spannende Streckenführung hat. Aber unser eigentliches Geschäftsmodell ist und bleibt eine Nische, die wir „Driving Business“ nennen. Das bedeutet, dass wir eine Test-, Event- und Präsentationsstrecke für z.B. Automobilfirmen sind oder durch unser White-Label-Prinzip auch schon mal als Filmstrecke dienen, wie kürzlich für den neuesten INFINITI TV-Spot.

Der Bilster Berg ist nicht nur eine Rundstrecke, sondern bietet viel mehr. Eine Offroad-Parcours, zwei Fahrerlager, ein Gourmet-Restaurant…

Als Projektentwickler und mit meiner 5-jährigen Erfahrung auf einer großen Rennstrecke war es mir wichtig, dass das Anlagenkonzept multifunktional, flexibel und somit wirtschaftlich ist. Die Aufgabe bestand darin, dass der Kunde alle erforderlichen Infrastrukturen und Dienstleistungen soweit wie möglich aus einer Hand vorfindet. Vor diesem Hintergrund haben wir anhand der Möglichkeiten, die das Gelände bietet, weitere Module wie z.B. Offroad-Parcours, zwei Fahrerlager, Dynamikfläche, Miethallen und ein Gastronomie-Restaurant ins Leben gerufen. Und nicht zuletzt haben wir mit diesem Konzept 25 direkte und rund 65 indirekte Arbeitsplätze geschaffen.

Und Sie haben Rinder auf den Grasflächen, und Bienen und seltene Pflanzen und Vögel. Wie passt das zu „Driving Business“?

Die Ökologie war von Anfang an ein wichtiger Bestandteil unseres Projekts und wir wollten trotz des Eingriffs in die Natur, den der Umbau des Bilster Berg natürlich trotzdem dargestellt hat, diesen soweit wie möglich kompensieren. Es ist uns wichtig, im Einklang mit der Natur zu arbeiten. Deshalb haben wir uns zum Beispiel für die Installation eines Umweltmanagementsystems entschieden – als einzige Strecke in Europa. Dieses Umweltmanagementsystem, kurz UMS, dient der Sicherung einer nachhaltigen Umweltverträglichkeit der betrieblichen Produkte und Prozesse einerseits sowie der Verhaltensweisen der Mitarbeiter und Anspruchsgruppen andererseits. Mithilfe des UMS ist es uns besser möglich, sämtliche gesetzlichen Vorgaben einzuhalten und zu überwachen. Darüber hinaus werden wir jährlich durch einen unabhängigen Umwelt-Auditor überprüft und stellen damit sicher, dass wir alle gesetzlichen Vorgaben und Richtlinien befolgen und somit unsere Betriebsgenehmigung nicht gefährden. Ökonomie schließt Ökologie nicht aus.

Was wünschen Sie sich für die nächsten fünf Jahre?

Wir arbeiten intensiv daran, noch bekannter zu werden, in Deutschland und Europa. So schließen wir z.B. Kooperationen mit Start-Ups und bereits etablierten Unternehmen in den Bereichen Digitalisierung und Gaming sowie Photo- und Film. Auch wird es bald eine neue Merchandise-Kollektion des Bilster Berg geben.  Zudem möchten wir unser Schallkontingent noch weiter ausbauen und unsere Infrastruktur erweitern. Kurz: der Bilster Berg soll zur besten und attraktivsten Rundstrecke Europas werden!

Heilpraktiker Stiv Dudkin