13 Gütersloherinnen und Gütersloher lesen gegen das Vergessen

Filmbeitrag erinnert ab 9. Mai an die Bücherverbrennung von 1933 – Aktion in diesem Jahr wegen der Corona-Einschränkungen digital.

Gütersloh. Zur Erinnerung an die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933, mit der die Nationalsozialisten die systematische Verfolgung ihnen unliebsamer Schriftsteller und Autoren einleiteten, finden an verschiedenen Orten in Deutschland Lesungen statt. Gütersloh ist zum zweiten Mal bei der Aktion „Lesen gegen das Vergessen“ dabei. Anders als 2019, als Stadtrats- und Kulturausschussmitglieder in der Martin-Luther-Kirche Texte verfemter Schriftsteller vortrugen, ist aktuell wegen der Corona-Situation eine eigentlich für den 9. Mai geplante öffentliche Veranstaltung nicht möglich. Gelesen und erinnert wird trotzdem – aufgezeichnet als Filmbeitrag und ab Samstag, 9. Mai, im Internet abzurufen. Beteiligt sind 13 Akteurinnen und Akteure, darunter Jugendliche des Städtischen Gymnasiums. „Lesen gegen das Vergessen“ wird als Beitrag zur Erinnerungskultur vom städtischen Fachbereich Kultur in Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Institutionen organisiert.

Geplant war eine Veranstaltung in der Martin-Luther-Kirche am 9. Mai – nun wird stattdessen in Erinnerung an die Verfolgung von Autoren durch die Nationalsozialisten online gelesen: (v. l.) Friederike Both, Bürgermeister Henning Schulz, Almuth Wessel, Lena Jeckel (Leiterin Fachbereich Kultur) und Paula Neugebauer machen auf die Aktion „Lesen gegen das Vergessen“ aufmerksam.Foto:Stadt Gütersloh

Geplant war eine Veranstaltung in der Martin-Luther-Kirche am 9. Mai – nun wird stattdessen in Erinnerung an die Verfolgung von Autoren durch die Nationalsozialisten online gelesen: (v. l.) Friederike Both, Bürgermeister Henning Schulz, Almuth Wessel, Lena Jeckel (Leiterin Fachbereich Kultur) und Paula Neugebauer machen auf die Aktion „Lesen gegen das Vergessen“ aufmerksam.Foto:Stadt Gütersloh

Das Programm ist vielfältig – es bringt Literatur und Kunst, Lyrik und Prosa, zitiert aus Erinnerungen von Zeitzeugen und aus den Mahnungen einer Überlebenden eines Konzentrationslagers. Im Mittelpunkt stehen Werke der Jugendliteratur. Waren es 2019 Vertreter der Gütersloher Politik, so leihen in diesem Jahr Menschen aus der ganzen Stadtgesellschaft den Autoren ihre Stimmen. Gelesen und aufgezeichnet haben sie die Texte in einer selbstgewählten Umgebung. Nach einer Einführung durch Bürgermeister Henning Schulz, der eine Passage aus dem Band „Gütersloher erzählen Geschichte“ zitiert, liest Vivien Sczesny „Interview mit einer BDM-Führerin“ aus dem Buch „Zehn Millionen Kinder – Die Erziehung der Jugend im Dritten Reich“ von Erika Mann. In diesem Buch, erschienen 1938, analysiert die Tochter des berühmten Schriftstellers Thomas Mann, wie die Kinder und Jugendlichen in Nazi-Deutschland auf ihre Rolle in der Diktatur eingeschworen wurden. 

Vincent Hagedorn liest aus der neunbändigen Jugendbuchreihe „Die Kinder aus Nr. 67“ von Lisa Tetzner aus dem zweiten Band, „Das Mädchen aus dem Vorderhaus“. Eine Passage aus dem Roman „Kind aller Länder“ von Irmgard Keun aus dem Jahr 1938 hat sich Monika Füller vorgenommen. Barbara Remmert stellt Frottagen und Kommentare zu Gütersloher Stolpersteinen vor und liest das Gedicht eines Jungen aus einem Konzentrationslager. Barbara Best hat „Das fliegende Klassenzimmer“ von Erich Kästner ausgewählt. Anschließend tragen Paula Neugebauer, Friederike Both, Sofie Geisser, Lenny Kaup, Heyar Hussein und Olivia Schoppa, Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums, sieben Gedichte von Mascha Kaleko vor, die 1938 vor den Nationalsozialisten in die USA floh. Almuth Wessel, Ideengeberin der Aktion „Lesen gegen das Vergessen“ für Gütersloh, liest aus der Rede der Ausschwitzüberlebenden Ruth Klüger vom 27. Januar 2016 vor dem Deutschen Bundestag.

Anzuhören sind die Beiträge ab Samstag, 9. Mai, auf dieser Homepage, auf www.kulturportal-guetersloh.de und auf der Facebook-Seite der Stadt Gütersloh.

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